Sigillenmagieaus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Sigillenmagie ist eine Form der Magie, in der Sigillen benutzt werden. Sigillen sind graphische Symbole, die in der Hauptsache aus ligierten Buchstaben bestehen. Das Wort
Sigille stammt von dem lateinischen Wort
Sigillum, das ‚Bildchen‘ oder ‚Siegel‘ bedeutet.
Antike Sigillenähnliche Symbole gab es bereits in der Antike, beispielsweise auf Amuletten oder Talismanen, die den Göttern und Göttinnen geweiht waren. In der Geschichte der Magie gab und gibt es schon immer Siegel, mit denen man Geistwesen, Engel, Götter oder Dämonen anrief. Ein Beispiel für ein solches Symbol wäre das berühmte salomonische Siegel.
Frühe Neuzeit Sigillen wurden in der frühen Neuzeit aus magischen Quadraten entwickelt, etwa von Agrippa von Nettesheim oder Athanasius Kircher. In Agrippas „Occulta Philosophia“ finden sich neben Anweisungen zur Arbeit mit den magischen Quadraten auch Anweisungen, welche die heutige „Buchstabenmethode“ erläutern. Agrippa gibt Beispiele in lateinischen, griechischen und hebräischen Buchstaben. Er zeigt auch, wie eine Sigille über eine Geheimschrift entwickelt werden kann.
Auch die ersten Naturwissenschaftler wie Johannes Kepler, Isaac Newton oder Nikolaus Kopernikus beschäftigten sich intensiv mit solchen okkulten Themenkreisen. Eine enge Beziehungen bestand zur Signaturenlehre des Paracelsus.
Moderne Die moderne Sigillenmagie unterscheidet sich erheblich von den altertümlichen Formen, da die Praktizierenden keine tradierten Formen benutzen, sondern die Sigille selbst herstellen und gestalten. Das Wort Sigillenmagie wird in der modernen Magie ausschließlich für die Arbeit mit selbst erzeugten Zeichen gebraucht. Die tradierten Siegel von Planeten, Geistern, Engeln u.Ä. werden als Teil der Ritualmagie verstanden.
Wiederbelebt und neu gestaltet wurde diese neue Form der Sigillenmagie von dem britischen Magier und Künstler Austin Osman Spare und ging dadurch in die sogenannte „Chaosmagie“ ein. Heutzutage ist die Sigillenmagie ein populäres Element der westlichen Ausprägung magischer Praktiken.
Moderne Form [Sie müssen registriert oder eingeloggt sein, um das Bild sehen zu können.]Beispiel einer Modernen Sigille mit dem Wort Wikipedia
Ausführung des Rituals Von ihren Anhängern wird die Sigillenmagie heute in der folgenden Form praktiziert: Zuerst wird ein magisches Ziel oder ein Wunsch in Form einer Affirmation formuliert. Eine Negation sollte vermieden werden, da negative Auswirkungen befürchtet werden, wenn das Unbewusstsein solche Formulierungen nicht versteht.
Die Affirmation wird schriftlich fixiert und gegebenenfalls doppelt vorkommende Buchstaben gestrichen. Mit den übrig gebliebenen Lettern wird ein graphisches Symbol gestaltet. Zusätzlich kann aus dem übriggebliebenen Wortgerüst, das durch die Streichungen entstanden ist, ein Mantra geschaffen werden.
Eine andere Form der modernen Sigillenmagie stellt der freie Entwurf der Sigill in einem tranceartigen Zustand dar, während dessen man sich besonders auf seinen Wunsch konzentriert.
Die Theorie der Sigillenmagie verlangt, dass nach der Gestaltung der Sigill diese mittels magischer Techniken „geladen“ werden muss. Dem Praktizierenden stehen dazu unter anderem Meditation, Trommeln, Tanzen, Singen, selbstentwickelte Rituale oder die Sexualmagie zur Verfügung. Der konzentrierte Wunsch, die Sigill im Unbewusstsein zu verankern, rundet das Ritual ab.
Eine ausführliche Beschreibungen moderner Sigillenmagie findet sich im Buch von Jan Fries (siehe Literatur).
Funktion Der Zweck der Sigillenmagie ist es – vergleichbar den modernen Affirmationstechniken –, einen Wunsch beziehungsweise ein Ziel im Unbewussten zu verankern, um somit das Gewünschte zu erreichen.
Der Wunsch wird in symbolischer Form als Sigill gestaltet. Das Aufladungsritual soll die Verankerung in das Unterbewusstsein befördern, so dass der Wunsch von dort aus in Zukunft wirken kann. Zur Funktionsweise siehe Affirmation, Autosuggestion und Selbsthypnose.
Siehe auch Kamea, Siegel, Typographie
Literatur
- Jan Fries: Visuelle Magie. Ein Handbuch des Freistilschamanismus. Edition Ananael, Bad Ischl 1995, ISBN 3-901134-06-9.
Weblinks