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 Akupunktur erklärt

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Lucky77

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Akupunktur erklärt Empty
BeitragThema: Akupunktur erklärt   Akupunktur erklärt EmptyMo Nov 26, 2012 7:57 am

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Akupunkturnadeln, zum Größenvergleich mit einem Streichholz (rechts)


Akupunktur (Lat.: acus = Nadel, punctio = das Stechen, chinesisch 針砭 zhēn biān) ist ein Teilgebiet der traditionellen chinesischen Medizin (TCM). Sie geht von Lebensenergien des Körpers aus (Qi), die auf definierten Längsbahnen, den Meridianen,
zirkulieren und angeblich einen steuernden Einfluss auf alle
Körperfunktionen haben. Ein gestörter Energiefluss wird für Erkrankungen
verantwortlich gemacht und soll durch Stiche in auf den Meridianen
angenommene Akupunkturpunkte ausgeglichen werden. Bei eng verwandten
Methoden wird stumpfer Druck auf die Punkte ausgeübt (Akupressur) oder sie werden erwärmt (Moxibustion).

Klinische Studien zeigen eine Wirksamkeit der Akupunktur bei durch Kniegelenksarthrose bedingten Schmerzen, bei chronischen tiefen Rückenschmerzen und bei der Prophylaxe von Migräneattacken.
Bei den genannten Beschwerden ist die Wirksamkeit von Akupunktur
deutlich höher als die einer schulmedizinischen Behandlung. So trat in
den GERAC-Studien (German Acupuncture Trials, 2002 - 2007), den bisher
umfangreichsten klinischen Untersuchungen, bei der Behandlung von tiefen
Rückenschmerzen bei 47,6 % der Akupunktur-Patienten, 44,2 % der
Scheinakupunktur-Patienten und nur 27,4 % der Schulmedizin-Patienten
eine erkennbare Verbesserung ein. Allerdings wurde in einigen Studien
auch gezeigt, dass Scheinakupunktur, bei der irgendwohin gestochen wird,
nicht signifikant weniger wirksam ist als eine nach traditionellen
Regeln durchgeführte Akupunktur.[1][2][3][4][5]
Akupunktur wird zur Behandlung zahlreicher weiterer Beschwerden
angeboten, auch wenn bisher kein schulmedizinisch anerkannter Beleg für
eine Wirksamkeit vorliegt.


Historisches


Die älteste bekannte schriftliche Erwähnung der Akupunktur und Moxibustion (chinesisch 針灸 zhēn jiǔ ‚Akupunktur und Moxibustion‘) stammt aus dem zweiten Jahrhundert vor Christus. Der chinesische Historiker Sima Qian erwähnt in seinen Aufzeichnungen erstmals Steinnadeln.


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Akupunkturnadel 75 mm in Originalverpackung



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Akupunkturnadel (kurz)


Die älteste Sammlung chinesischer medizinischer Schriften Innere Klassiker des Gelben Kaisers (Huangdi Neijing) aus der Zeit zwischen 200 Jahre vor und nach der Zeitenwende integriert die Aku-Moxi-Therapie in die damalige Medizin und beschreibt verschiedene Nadeln (aus Metall), Stichtechniken, Indikationen für die Anwendung bestimmter Punkte. In diesem Werk wurden 160 klassische Punkte beschrieben.

Das erste historisch eindeutig datierbare Werk über Akupunktur ist Der Systematische Aku-Moxi-Klassiker (Zhenjiu jiayijing) von Huangfu Mi (215–282). Darin werden eine klare Terminologie,
eine Topologie von 349 Akupunkturpunkten und systematische Hinweise auf
deren Wirkung beschrieben. Weitere historische Werke sind die Erläuterungen der 14 Hauptleitbahnen von Hua Boren (1341), die Untersuchungen über die acht unpaarigen Leitbahnen von Li Shizhen (1518–1593), sowie die Summe der Aku-Moxi-Therapie von Yang Jizhon (1601).

Schon im späten 16. und frühen 17. Jahrhundert erwähnten
portugiesische Jesuiten in Briefen aus Japan das Brennen mit Moxa und
die Nadeltherapie. Einige Zeilen mehr schrieb der für die niederländische Ostindien-Kompanie tätige dänische Arzt De Bondt (Bontius). In der 1658 gedruckten Historiae naturalis et medicae Indiae orientalis libri sex
berichtet er, dass man in Japan „bei chronischen Kopfschmerzen, bei
Obstruktionen der Leber und Milz, auch bei der Pleuritis [...] mit einem
silbernen oder aus Stahl gemachten Stylus, nicht viel dicker als die
Saiten einer Zither, durch langsames oder sachtes Einführen die oben
erwähnten Innereien“ durchbohre, so dass er auf der anderen Seite wieder
heraustrete (!), was er selbst in Java gesehen habe. 1683 verfasste Willem ten Rhijne (ebenfalls ein Arzt der Ostindien-Kompanie) eine ausführliche Abhandlung (Dissertatio de Arthritide: Mantissa Schematica: De Acupunctura: Et Orationes Tres), in der er die klinischen Wirkungen der Nadelstichtherapie beschrieb und dafür den Begriff Akupunktur (lat. acus = Nadel; punctura = Stich)
prägte. Von ihm stammt auch eine Beschreibung des Systems der
Leitbahnen, die er allerdings als Blutgefäße missverstand. 1712
publizierte Engelbert Kaempfer in den Amonitates Exoticae eine ausführliche Abhandlung über die japanische Therapie von Bauchbeschwerden (japanisch senki),
die er als Koliken interpretierte. Sowohl Ten Rhyne als auch Kaempfer
verfassten ihre Berichte aufgrund von Beobachtungen in Japan, ohne die
teils fundamentalen Unterschiede zur chinesischen Therapie zu erkennen.
Unter anderem stellte Kaempfer die „Röhrennadelung“ (jap. 管鍼, On-Lesung: kanshin, Kun-Lesung: kudabari) vor, eine Erfindung des japanischen Akupunkteurs Sugiyama Waichi (杉山 和一; 1610–1694). Beide beschrieben weiter die „Hammernadelung“ (jap. 打鍼, On-Lesung: dashin, Kun-Lesung: uchibari),
eine von dem japanischen Mönch Mubun entwickelte Therapie, welche die
Leitbahnen ignoriert, dafür die Bauchregion als „Karte“ des Körpers
interpretiert.[6]


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Traditionelle und moderne „Röhrennadel“


Eine weitere bekannte deutschsprachige Veröffentlichung über
Akupunktur stammt aus dem Jahr 1824. Es handelt sich dabei um eine
Übersetzung von A Treatise on Acupunturation des Engländers James M. Churchill.

Ende des 19. Jahrhunderts wurde unter der Mandschu-Dynastie im Zuge der Modernisierung ein Verbot der Akupunktur ausgesprochen. Auch in der Volksrepublik China
wurde die Akupunktur zunächst verboten, um die gewünschte
Umorientierung des Gesundheitssystems in Richtung eines
wissenschaftlichen Fundaments zu fördern. Jedoch gelangte die Kommunistische Partei Chinas
bald zu der Auffassung, dass das Land zu wenige nach wissenschaftlichen
Standards ausgebildete Mediziner besaß, die es allein medizinisch
versorgen konnten. Daher wurden etwa 500.000 TCM-Praktizierende als
sogenannte Barfußärzte
ins staatliche Gesundheitssystem integriert, verbunden mit der
Hoffnung, dass sie mit der Zeit immer stärker wissenschaftliche
Arbeitsweisen übernehmen würden. Traditionelle chinesische Medizin und
Akupunktur sind bis heute in China neben der wissenschaftlich
betriebenen Medizin weit verbreitet und wurden inzwischen sogar ins universitäre Bildungssystem integriert.[7]

In der westlichen Welt wurde die Akupunktur ab 1929 insbesondere durch den französischen Diplomaten George Soulié de Morant bekannt gemacht,[8]
der die Akupunktur in seinen Schriften zu Beginn der 1930er Jahre als
vermeintlich wichtigsten Zweig der chinesischen Medizin beschrieb und
die erfolgreiche Behandlung von Cholera-Fällen durch chinesische Akupunkteure beobachtet haben will.[9]

Konzept der Akupunktur



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Akupunktur in der Ming-Dynastie (1368–1644). Bibliothèque Nationale de France, Paris


Die Akupunktur ist ein Behandlungskonzept der traditionellen chinesischen Medizin. Sie basiert auf der Lehre von Yin und Yang, die später durch die Fünf-Elemente-Lehre und der Lehre von den Meridianen ergänzt wurde. Sie verwendet drei Verfahren:


  1. Einstechen von Nadeln in die Akupunkturpunkte
  2. Erwärmen der Punkte (Moxibustion)
  3. Massage der Punkte (Akupressur)

In der Akupunktur werden rund 400 Akupunkturpunkte maßgeblich benutzt, die auf den so genannten Meridianen
angeordnet sind. Zur Vereinfachung wurde das heute gängige Modell von
zwölf Hauptmeridianen, die jeweils spiegelbildlich auf beiden
Körperseiten paarig angelegt sind, eingeführt. Acht Extrameridiane und
eine Reihe von sogenannten Extrapunkten ergänzen dieses Modell. Nach dem
Modell der Traditionellen chinesischen Medizin wird durch das
Einstechen der Nadeln der Fluss des Qi (Lebensenergie) beeinflusst.

Da die von der traditionellen chinesischen Medizin
angenommenen Wirkmechanismen wissenschaftlich nicht nachgewiesen werden
konnten, diese sogar etablierten Erkenntnissen über Funktion und Aufbau
des menschlichen Körpers widersprechen, und sich auch kein anderer
Wirkmechanismus stichhaltig nachweisen lässt, wird für die Wirksamkeit
häufig unsauber der Placebo-Effekt verantwortlich gemacht. Diese und ähnliche Ergebnisse aus anderen Bereichen der Alternativmedizin haben zu einer verstärkten Diskussion darüber geführt, wie sich der Effekt auch in der Schulmedizin besser ausnutzen lässt. Scheinakupunktur ist jedoch kein klassisches Placebo.[10][11]

Die Akupunktur gehört nach diesem Verständnis zu den Umsteuerungs-
und Regulationstherapien. Noch älter als die Akupunktur ist die
Akupressur, bei der die Punkte mit Hilfe der Fingerkuppen oder auch mit
Hilfe von Werkzeugen massiert werden, weshalb die Akupressur auch als
eine nicht-invasive Form der Akupunktur betrachtet werden kann.

Abwandlungen


Abwandlungen wie das in Japan entwickelte Shônishin (japanisch shôni = Kleinkind, shin = Akupunkturnadel) verwendet stumpfe Gegenstände statt Nadeln.

Das Konzept der Ohrakupunktur (auch Auriculotherapie genannt) wurde vom französischen Arzt Paul Nogier entwickelt. 1954 berichtete er erstmals in der Deutschen Zeitschrift für Akupunktur
über seine Erfahrungen und 1961 stellte er seine Diagnose- und
Therapieform auf einem Akupunkturkongress in Deutschland vor. Die
Behandlung über das Ohr ist zwar auch aus der chinesischen Akupunktur
bekannt, es werden dort jedoch nur wenige Punkte und diese auch nur
selten verwendet. Eine weitere Form der Ohrakupunktur ist die Neuroaurikulotherapie (NAT).

Daneben besteht noch das Konzept der koreanischen Handakupunktur, bei
der die Nadeln in die Hände gestochen werden. Weiterhin existieren die
Schädel- und die Fußakupunktur.

Eine weitere neuzeitliche Entwicklung ist die Behandlung von
Akupunkturpunkten mit einem Laser mit niedriger Leistungsdichte im roten
oder infraroten Bereich (Laserakupunktur, Low-Level-Lasertherapie).

Die Mesotherapie ist eine Injektionsakupunktur, bei der homöopathische oder niedrigdosierte Wirkstoffe appliziert werden.

Durchführung


Eine Akupunktursitzung dauert etwa 20 bis 30 Minuten. Dabei wird der
Patient ruhig und entspannt gelagert, typischerweise liegt er oder sitzt
bequem. Vor dem Einstich einer Nadel wird die Stelle und die
unmittelbare Umgebung leicht massiert. Während einer Sitzung werden so
wenige Punkte wie möglich gestochen. Manche Autoren geben eine
Maximalzahl von 16 an, die aber in Einzelfällen überstiegen werden kann.

Einsatzgebiete


Die Weltgesundheitsorganisation veröffentlichte 2003 eine Indikationsliste
für Akupunktur. Diese Veröffentlichung wurde unter Ausschluss der
Wissenschaftsgemeinschaft erstellt und keinerlei Peer-Review unterzogen.
Sie spiegelt nicht den Stand der Forschung
über Akupunktur wider. Kritiker gehen davon aus, dass in diesem Fall
die WHO von Akupunkturbefürwortern, die zu dieser Zeit eine
Machtposition in der Organisation erlangen konnten, instrumentalisiert
wurde.[12] Diese Liste umfasst folgende Bereiche:


  • Erkrankungen des Atmungssystems (etwa akute Nasennebenhöhlenentzündung)
  • Gastrointestinale Störungen (etwa chronische Magengeschwüre)
  • Schlafstörungen
  • Bronchialasthma
  • Neurologische Störungen (etwa nach Schlaganfällen)
  • Augenerkrankungen (etwa zentrale Retinitis)
  • Muskuloskeletale Erkrankungen (etwa Cervicobrachialsyndrom)
  • Erkrankungen im Mundbereich (etwa Schmerzen nach Extraktionen, Gingivitis).[13]

Als anerkannte Indikation für eine Akupunkturbehandlung gelten auch chronische Schmerzen, wenn kein körperlicher Befund vorliegt, und Schwangerschaftsbeschwerden.

Das US-amerikanische National Institutes of Health wertete
alle vorhandenen Studien zur Akupunktur aus und bemängelte dabei die
oftmals schlechte Qualität vieler Studien. In einem Bericht, den ein von
Alternativmedizinern dominiertes Komitee[14]
erstellte, wird dagegen auf vielversprechende Ergebnisse hingewiesen,
die auf die Wirksamkeit in zahlreichen Bereichen hindeuten.[15]

Nebenwirkungen


Im Allgemeinen treten bei sachgemäßer Handhabung der Akupunktur kaum Nebenwirkungen auf. Mögliche Nebenwirkungen sind:


  • Die Ausbildung eines Hämatoms an der Einstichstelle.
  • Bei langen Verweildauern von silbernen Akupunkturnadeln kann laut wissenschaftlichen Studien eine dauerhafte Verfärbung der Haut (Argyrose) die Folge sein.
  • Bei langen Verweildauern von Nadeln („Dauernadeln“), egal welchen Materials, kann es vermehrt zu Entzündungen kommen.
  • Es können vereinzelt Blutstropfen austreten.
  • Bei bestimmten Punkten oder Punktkombinationen kann dem Patienten schwindlig werden.
  • Kurzzeitiger Bewusstseinsverlust kann auftreten (sehr selten, bei unsachgemäßer Punktwahl oder zu starker Stimulation).
  • Taubheitsgefühl
  • Organverletzungen, wie etwa ein Pneumothorax (selten) durch eine unbeabsichtigte Verletzung der Lunge.
  • Eine systematische Übersicht aller Verletzungen von Blutgefäßen, die
    durch Akupunktur erzeugt wurden und in der Weltliteratur dokumentiert
    wurden, fand 21 Fälle, einige davon mit sehr ernsten Komplikationen.
    Drei Patienten verstarben infolge dieser Zwischenfälle. Die Autoren
    zogen daraus den Schluss, dass vaskuläre Zwischenfälle selten sind.[16]
  • Silikonisierte Akupunkturnadeln können durch Ablagerung kleinster Mengen Silikon in der Haut Granulome verursachen.[17][18][19][20]

Dies sind die häufigsten unerwünschten Nebenwirkungen
einer Akupunkturbehandlung. In den großen deutschen
Krankenkassenstudien mussten die Ärzte die auftretenden Nebenwirkungen
dokumentieren. Betroffen waren etwa acht Prozent der mit Akupunktur
behandelten Patienten. Laut Befürwortern der Akupunktur ist ein
Pneumothorax nicht als Nebenwirkung, sondern als Behandlungsfehler
aufgrund von fehlendem Wissen und bei unsachgemäßer Nadelung zu
bezeichnen.[21][22]

Gegenanzeigen


Es gibt verschiedene Gruppen von Menschen, bei denen manche Ärzte von einer Akupunkturbehandlung abraten, zum Beispiel:


  • Menschen mit Erkrankungen der Haut (Ekzeme, Nesselsucht, Dermatitis usw.) an den lokal betroffenen Stellen
  • Menschen mit bestimmten Nervenkrankheiten und Sensibilitätsstörungen der Haut (zum Beispiel Polyneuropathien mit eingeschränktem Schmerzempfinden an den lokal betroffenen Stellen)
  • Epileptiker (wegen der Gefahr eines epileptischen Anfalls)
  • Menschen mit schweren ansteckenden Krankheiten (beispielsweise Tuberkulose)
  • Menschen mit bestimmten Tumorarten
  • Menschen mit einem schlechten Allgemeinzustand (in solchen Fällen sollte ein Arzt konsultiert werden)
  • Babys und kleine Kinder
  • In Bereichen akuter Entzündungen, Knochenbrüchen, frischen Verletzungen, akuter Ischialgie
  • Wenn eine Salbe, Creme, Tönung oder ein Make-up usw. auf der Haut
    aufgetragen wurde, können geringe Mengen des aufgetragenen Mittels an
    der Einstichstelle unter die Haut gelangen und unerwünschte Reaktionen
    auslösen.

Menschen mit niedrigem Blutdruck oder Kollapsneigung sollten während der Akupunkturbehandlung liegen und sich danach eine Weile ausruhen.

Elektro-Akupunktur darf bei Epileptikern nicht angewandt werden, weil der elektrische Strom epileptische Anfälle auslösen könnte. Auch Menschen mit einem Herzschrittmacher dürfen nicht elektro-akupunktiert werden, weil der elektrische Strom das Gerät irritieren könnte.

Kritik


Einige Vertreter der konventionell westlichen Medizin sehen es weiterhin als Aufgabe der Forschung an, der hinter der Akupunktur stehenden Theorie der Meridiane
und Akupunkturpunkte wissenschaftlich nachzugehen. Andere Vertreter
halten diese Ideen für so abwegig, dass sie keinen Bedarf für genauere
Nachforschungen mehr sehen. Die bislang größte weltweite prospektive und randomisierte
Untersuchung (GERAC-Studien) kommt zum Schluss, dass die Akupunktur
genauso wirksam sei wie eine Scheinbehandlung an benachbarten, aber
nichtklassischen Punkten (Placebo).

Sowohl prinzipielle Befürworter als auch Gegner der Akupunktur warnen davor, bei schwerwiegenden Erkrankungen wie Krebs, Multipler Sklerose oder Schlaganfall Akupunktur anzuwenden. Befürworter begründen, dass solche Erkrankungen Gegenanzeigen
gegen die Akupunktur seien, weil eine fördernde (in diesem Zusammenhang
nachteilige, weil der Erkrankung Vorschub leistende) Wirkung der
Akupunktur die Krankheit noch verschlimmern könnten, indem sie
beispielsweise bei Krebserkrankungen die Zellen zur unerwünschten
Vermehrung anregen würden. Eine solche fördernde Wirkung wurde jedoch
nie nachgewiesen. Gegner der Akupunktur halten den Einsatz der Methode
besonders bei schwerwiegenden Erkrankungen für gefährlich, weil
konventionelle Maßnahmen zugunsten der Akupunktur häufig nicht oder erst
zu spät eingesetzt werden.

GERAC-Akupunktur-Studien


Die GERAC-Studien (2002–2007) (German Acupuncture Trials)
sind die weltweit größten prospektiven und randomisierten
Untersuchungen zur Wirksamkeit der Akupunktur im Vergleich zu einer
leitlinienorientierten Standardtherapie für die volkswirtschaftlich
relevanten Indikationen chronischer Kreuzschmerz, chronischer Schmerz
bei Kniegelenksarthrose, chronischer Spannungskopfschmerz und chronische
Migräne. Ein Leitungsgremium an der Ruhr-Universität Bochum (Sprecher
Hans-Joachim Trampisch) steuerte die deutschlandweiten Studien unter
Beteiligung von sechs Universitäten (Essen, Heidelberg, Marburg, Mainz
und Regensburg) und über 500 ambulanten Ärzten.[23]
An der Konzeption und Durchführung der GERAC-Studien war entscheidend
die wissenschaftliche Fachgesellschaft Forschungsgruppe Akupunktur
beteiligt.[24]
Die dreiarmigen Studien verglichen an insgesamt 3500 Patienten eine
Akupunktur an chinesischen Akupunkturpunkten (Verum) mit einer
Akupunktur an nicht chinesischen Punkten (Sham) und einer
konventionellen Therapie. Hierbei zeigte sich, dass etwa 11
Akupunkturbehandlungen innerhalb von 6 Wochen der konventionellen
Standardtherapie bei chronischem Kniegelenksarthroseschmerz und bei
chronischem Kreuzschmerz überlegen war.[2][3]
Bei Migräne war der Therapieerfolg einer Akupunktur über 6 Wochen
mindestens so hoch wie derjenige einer 6 monatigen prophylaktischen
medikamentösen Therapie, mit täglicher Einnahme von Betablockern.[4]
Ein signifikanter Unterschied zwischen den beiden Akupunkturformen
Verum und Sham konnte, wie in vielen anderen Studien auch, in keiner der
Studien gezeigt werden.[2][3][4][5] Das Studienprotokoll wurde allerdings bereits während der Studien frei publiziert.[25] Einige Kritiker halten wegen dieser Entblindungen den Wert der GERAC-Studien für herabgesetzt.[26][27]

Auf der Grundlage der GERAC-Studien entschied der Gemeinsame
Bundesausschuss, dass Akupunktur seit 1. Januar 2007 bei Rückenschmerzen
und chronischen Gelenkschmerzen Teil der Kassenleistung ist.[28]
„Die allein historisch begründete Darstellung der Punktspezifität
chinesischer Akupunkturpunkte in der ärztlichen Akupunkturausbildung
(Akupunktur Fort- und Weiterbildungsseminaren) ist klinisch wenig
relevant.“[29]
Die 2009 aktualisierten internationalen Cochrane-Reviews, deren Resümee
wesentlich durch die Ergebnisse der GERAC-Studien beeinflusst wurden,
kommen zu dem Schluss, dass die Akupunktur „eine wertvolle nicht
pharmakologische Therapiemöglichkeit bei Patienten mit häufigem
episodischem Spannungskopfschmerz darstellt“ und dass die „Akupunktur
bei Migräne mindestens so wirksam, möglicherweise auch wirksamer, als
eine medikamentöse prophylaktische Therapie ist, und dies bei geringeren
unerwünschten Wirkungen“.[30][31]

Studien im Rahmen des „Modellvorhabens Akupunktur“


Einige deutsche gesetzliche Krankenversicherungen, unter Führung der Techniker Krankenkasse,
betrieben das „Modellvorhaben Akupunktur“, in dem überprüft werden
sollte, ob es sinnvoll wäre, die Akupunktur in den Leistungskatalog
aufzunehmen. Dieses Projekt wurde vom Institut für Sozialmedizin, Epidemiologie und Gesundheitsökonomie des Berliner Universitätsklinikums Charité wissenschaftlich unterstützt und beinhaltete drei Studien:


  • Acupuncture Safety and Health Economics Studies (ASH)[32]
  • Acupuncture in Routine Care Studies (ARC)[33]
  • Acupuncture Randomized Trials (ART)[34]

Die Ergebnisse wurden unter anderem im Deutschen Ärzteblatt[35][36] und The Lancet[37]
präsentiert. Es wurde ein Effekt festgestellt, der aber nicht anhaltend
war. Auch bei diesen Studien wurde das genaue Studienprotokoll bereits
während den laufenden Studien publiziert, was Kritik (Entblindung)
hervorrief.[38][39]

Weitere Studien


Die Ergebnisse einer großen Zahl von chinesischen Akupunkturstudien,
die alle die Wirksamkeit der Methode belegen sollen, werden in
wissenschaftlichen Kreisen aufgrund der Methodik angezweifelt.[40]
Praktisch bei allen chinesischen Studien zur Akupunktur wird nicht
randomisiert und prospektiv und nicht mit geeigneten Kontrollgruppen
gearbeitet.

Ein anderer Ansatz zur Erforschung der Akupunktur besteht in dem
Versuch, mögliche physiologische Wirkungsmechanismen aufzudecken und
wissenschaftlich haltbare Nachweise der Ortslokalisation von Organ-,
Schmerz und Triggerpunkten zu erbringen. Ein belastbarer Nachweis wurde bisher noch nicht erbracht.

Haltung der Krankenkassen


Seit dem 1. Januar 2007 zahlen alle deutschen gesetzlichen Krankenkassen gemäß einem Beschluss des Gemeinsamen Bundesausschusses
in Deutschland Akupunktur bei chronischen Schmerzen in der
Lendenwirbelsäule oder in den Knien (bei Kniegelenksarthrose) im Rahmen
einer Schmerztherapie.[41]
Die Behandlung von Kopfschmerzen durch Akupunktur wurde nicht in den
Leistungskatalog aufgenommen, da kein Vorteil gegenüber der
Standardtherapie festgestellt worden war.[28]
Alle anderen Akupunkturbehandlungen sind ebenfalls nicht Leistung der
gesetzlichen Krankenkasse und müssen deshalb selbst bezahlt werden.

Teil dieses Beschlusses ist auch die Erhöhung der notwendigen
Qualifikation der Ärzte: Neben der ärztlichen Zusatzbezeichnung
„Akupunktur“ wird der Nachweis der jeweils 80-stündigen Kurse „Spezielle
Schmerztherapie“ und „Psychosomatische Grundversorgung“ vorausgesetzt.
Bis 30. Juni 2008 galt eine Übergangsfrist, die es Ärzten, die noch
nicht die genannten Fortbildungsnachweise erbracht haben, befristet
erlaubte, Akupunktur als Kassenleistung anzubieten.

Viele deutsche private Krankenversicherungen, Beihilfen und die Postbeamtenkrankenkasse bezahlen Akupunktur zur Behandlung von Schmerzen im Rahmen der Gebührenordnung für Ärzte,[42] nach Einzelfallentscheidung meist auch für weitere Diagnosen. Vertragsabhängig werden auch Heilpraktikerleistungen ersetzt.

Eine weitere Möglichkeit der Kostenübernahme oder Kostenbeteiligung
besteht durch Heilpraktiker-Zusatzversicherungen, da auch Heilpraktiker
mit TCM-Ausbildung Akupunktur anbieten.

In der Schweiz wird die Akupunktur über die Zusatzversicherung abgedeckt.

Literatur



  • U. A. Casal: Acupuncture, Cautery and Massage in Japan. In: Asian Folklore Studies, Vol. 21, 1962, ISSN 0385-2342, S. 221–35 (PDF; 1 MB).
  • Gerhart Feucht (Mitglied des Ludwig Boltzmann-Instituts für Akupunktur): Die Geschichte der Akupunktur in Europa, Karl F. Haug Verlag Heidelberg 1977 ISBN 3-7760-0364-2
  • Fu Wei-kang: The Story of Chinese Acupuncture and Moxibustion, Foreign Language Press Peking 1975
  • Thomas Heise: Chinas Medizin bei uns. Einführendes Lehrbuch zur traditionellen chinesischen Medizin. VWB-Verlag, ISBN 3-86135-029-7
  • Felix Mann, Thomas Flöter (Übersetzung): Die Revolution der Akupunktur. Akupunktur Medizin Information, Gießen 1997, ISBN 3-927971-08-1
  • J. Morant: Diss. sur l'acupuncture et ses effets therapeutiques, Paris 1825
  • Hans P. Ogal, Wolfram Stör und Yu-Lin Lian: Seirin Bildatlas der Akupunktur, KVM-Verlag, ISBN 3-932119-40-1.
  • Manfred Porkert/Carl-Hermann Hempen: Systematische Akupunktur Urban & Schwarzenberg, München-Wien-Baltimore 1985, ISBN 3-541-11151-8
  • The Academy of Traditional Chinese Medicine: An Outline of Chinese Acupuncture, Foreign Language Press Peking 1975
  • Carl-Hermann Hempen: dtv-Atlas Akupunktur. 5. Auflage. Deutscher Taschenbuch Verlag, München 2001, ISBN 3-423-03232-4.
  • F. Zhou, J. Guo u.a.: Electroacupuncture increased cerebral blood
    flow and reduced ischemic brain injury: dependence on stimulation
    intensity and frequency.
    In: Journal of applied physiology (Bethesda, Md. : 1985). Band 111, Nummer 6, Dezember 2011, S. 1877–1887, ISSN 1522-1601. doi:10.1152/japplphysiol.00313.2011. PMID 21836043.
  • Quelle: Wikipedia
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