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 Daoismus erklärt

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Lucky77

Lucky77


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BeitragThema: Daoismus erklärt   Daoismus erklärt EmptyDo Nov 15, 2012 9:31 pm

Daoismus

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Dào


Der Daoismus (chinesisch 道教 dàojiào ‚Lehre des Weges‘), gemäß anderer Umschriften auch Taoismus, ist eine chinesische Philosophie und Weltanschauung, und wird als Chinas eigene und authentische Religion angesehen. Seine historisch gesicherten Ursprünge liegen im 4. Jahrhundert v. Chr., als das Daodejing (in älteren Umschriften: Tao te king, Tao te ching, u.a.) des Laozi (Laotse, Lao-tzu) entstand.

Neben Konfuzianismus und Buddhismus ist der Daoismus eine der Drei Lehren (三教 sānjiào),
durch die China maßgeblich geprägt wurde. Auch über China hinaus haben
die Drei Lehren wesentlichen Einfluss auf Religion und Geisteswelt der
Menschen ausgeübt. In China beeinflusste der Daoismus die Kultur in den
Bereichen der Politik, Wirtschaft, Philosophie, Literatur, Kunst, Musik, Ernährungskunde, Medizin, Chemie, Kampfkunst und Geographie.


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Daoistischer Adept



Entstehung


Wann genau die daoistische Lehre entstanden ist, bleibt unklar. Der
Daoismus hat erst in einem langen Entwicklungsprozess Form angenommen,
wobei fortlaufend Strömungen des Altertums integriert wurden. Mit der
daoistischen Lehre wird viel Gedankengut aufgegriffen, das in China zur
Zeit der Zhou-Dynastie (1040–256 v. Chr.) weit verbreitet war. Dazu gehören die kosmologischen Vorstellungen von Himmel und Erde, die Fünf Wandlungsphasen, die Lehre vom Qi (Energie), Yin und Yang und das Yijing
(I Ging), aber auch die Tradition der Körper- und Geisteskultivierung,
mittels deren mit Atemkontrolle und anderen Techniken wie Taijiquan und Qigong, Meditation, Visualisation und Imagination, Alchemie und magischen Techniken Unsterblichkeit erreicht werden wollte. Die Suche nach Unsterblichkeit, ein zentrales Thema des Daoismus, geht wahrscheinlich auf sehr alte Glaubensinhalte zurück, denn im Zhuangzi, einem daoistischen Klassiker aus dem 4. Jh. v. Chr., werden bereits die Xian erwähnt, die Unsterblichen, deren wichtigste der gelbe Kaiser, Huang Di, und die Königinmutter des Westens, Xiwangmu, sind. Es handelt sich dabei um Gestalten, die möglicherweise schon in der Shang-Zeit im 2. Jahrtausend v. Chr. existiert haben.

Verbreitung


Aufgrund der verschiedenen Ausprägungsformen, der unklaren Abgrenzung
zu anderen Religionen und der mangelnden statistischen Erfassung in der
Volksrepublik China ist die genaue Anzahl der Anhänger des Daoismus nur schwer zu erfassen. Ca. 8 Millionen Daoisten leben heute auf Taiwan, wo viele Anhänger der daoistischen Schulen Zuflucht vor der Verfolgung durch die Kulturrevolution suchten.

Die daoistische Vereinigung in der Volksrepublik geht von ungefähr 60
Millionen daoistischen Gläubigen in der VR China aus. Auch unter den Überseechinesen und in anderen asiatischen Ländern wie Malaysia, Singapur, Vietnam, Japan und Korea ist der Daoismus verbreitet.

Laozi und das Daodejing



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Lǎozǐ,
in Übergröße in Stein gemeißelt


Ob es einen Denker namens Laozi (chinesisch 老子 ‚Der Alte Meister‘) wirklich gegeben hat, wird heute bezweifelt. Im Daoismus wird ihm das Daodejing (der Klassiker vom Dao und vom De) zugeschrieben. Seine Biographie ist von Legenden umrankt und äußerst umstritten. Er soll zur Zeit der Frühlings- und Herbstannalen im 6. Jahrhundert v. Chr. gelebt haben, die von Unruhen und Kriegen geprägt war. Sie stellt eine Blütezeit der chinesischen Philosophie
dar, da viele Gelehrte sich Gedanken machten, wie wieder Frieden und
Stabilität erreicht werden könnten. Man spricht daher auch von der Zeit
der Hundert Schulen. Das Daodejing enthält eine solche Lehre, die sich an den Herrscher richtet und Frieden hervorrufen will.

Das Daodejing
wird auch mit dem Namen seines legendären Verfassers als „Laozi“
bezeichnet. In seiner heutigen Form wird es in zwei Bücher mit insgesamt
81 Kapiteln unterteilt. Der erste Teil behandelt das Dao, der zweite
das De. Das Buch stellt jedoch keine logisch aufgebaute Konstruktion
einer Weltanschauung dar, sondern erscheint vielmehr als eine
ungeordnete Sammlung mystischer Aphorismen,
die zu eigener, subjektiver Interpretation anregen. Daher entstanden im
Lauf der Zeit auch mehrere hundert Kommentare als Auslegungen des Texts
sowie hunderte Übersetzungen.

Zhuangzi


Hauptartikel: Zhuangzi
Ganz anders geschrieben ist dagegen das Nanhua zhen jing, „Das
wahre Buch vom südlichen Blütenland“ (eigentlich „Das wahre Buch aus
Nanhua“, der Stadt, aus der Zhuangzi stammt, der auch „der wahre Mensch
aus Nanhua“ genannt wurde). Es wurde im 4. Jh. v. Chr., kurz nach der
Entstehung des Daodejing, von Zhuangzi (Dschuang Dsi, Chuang-tzu, etwa
369–286 v. Chr.) verfasst, nach dem es auch „Zhuangzi“ genannt wird. In
ihm wird das Wesen des Daoismus in oft paradoxen Parabeln und Anekdoten
erläutert, in die philosophische Diskussionen eingeflochten sind.
Zhuangzi greift dabei einige Vorstellungen vom Daodejing auf, weist aber
andere weit von sich – so ist zum Beispiel von der politischen
Zielsetzung des Laozi bei ihm nichts mehr übrig. Der weltabgewandte
Weise (Zhenren)
ist hier das Idealbild. Wie beim Daodejing ist auch hier die
Autorschaft umstritten. Zwar ist Zhuangzi mit Sicherheit eine
historische Persönlichkeit, das Buch wurde aber wahrscheinlich in großen
Teilen von seinen Schülern zusammengetragen.

Zur Zeit des Laozi und des Zhuangzi ist weder eine philosophische
noch eine religiöse Organisation nachweisbar, die man Daoismus nennen
könnte. Es gibt nur vereinzelte Texte, die von daoistischem Gedankengut
zeugen und die später, als sich daoistische Organisationen gründeten,
als kanonische
Schriften aufgefasst wurden. Jedoch ist unstrittig, dass diese Texte im
Zusammenhang mit religiösen Praktiken und Glaubensinhalten entwickelt
wurden.

Daoismus zwischen Philosophie und Religion



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Im Inneren des daoistischen Tempels in Cebu City auf den Philippinen


Die Unterscheidung zwischen Daoismus als Religion und Daoismus als Philosophie, die lange Zeit von den chinesischen Begriffen Daojia (道家) und Daojiao (道教) ausgehend in der Sinologie
verwendet wurde, ist begrifflich unscharf. Sie stellt eher ein
Hilfsmittel der westlichen Sinologie dar und wurde eingeführt, um
verschiedene Aspekte der langen Geschichte des Daoismus leichter
beschreiben zu können. Dennoch wird auch im Chinesischen zwischen
philosophischem Daoismus (chinesisch 道家 dào jiā) und religiösem Daoismus (chinesisch 道教 dào jiào)
unterschieden. Der Daoismus ist jedoch eine ebenso facettenreiche
Erscheinung wie andere Religionen auch. Im Laufe seiner über
zweitausendjährigen Geschichte wurden die unterschiedlichsten Lehren und
Systeme herausgebildet. Heutige Sinologen sehen im religiösen Daoismus
die praktische Verwirklichung des philosophischen Daoismus. Die Trennung
von religiösem und philosophischem Daoismus ist daher eine
Vereinfachung und es herrscht in der Forschung Uneinigkeit, ob diese
Unterscheidung weiterhin verwendet werden sollte, weil sie der
Komplexität des Gegenstands nicht gerecht wird.

Das Begriffspaar ist immerhin von begrenztem Nutzen, weil es in einer
Beschreibung des Daoismus eine erste, hilfreiche Gliederung ermöglicht.
Der Sachverhalt ist aber sehr viel mehrgestaltiger, als es diese
Vereinfachung nahelegt.

Das Dao


Das Wort „Daoismus“ leitet sich ab von „Dao“
(Tao), einem Begriff der chinesischen Philosophie, der bereits vor dem
Daodejing verwendet wurde, aber erst in diesem Text seine zentrale
Stellung und besondere, universale Bedeutung erhielt. „Dao“ bedeutete
ursprünglich „Weg“, im klassischen Chinesisch
aber bereits „Methode“, „Prinzip“, „der rechte Weg“. Bei Laozi nimmt
dann der Begriff des Dao die Bedeutung eines der ganzen Welt zugrunde
liegenden, alldurchdringenden Prinzips an. Es ist die höchste
Wirklichkeit und das höchste Mysterium, die uranfängliche Einheit, das
kosmische Gesetz und Absolute. Aus dem Dao entstehen die „zehntausend
Dinge“, also der Kosmos,
und auch die Ordnung der Dinge entsteht aus ihm, ähnlich einem
Naturgesetz, doch ist dem Dao selbst kein omnipotentes Wesen
zuzuschreiben, sondern es ist Ursprung und Vereinigung der Gegensätze,
womit es letztlich undefinierbar ist.

Philosophisch könnte man das Dao als jenseits aller Begrifflichkeit
fassen, weil es der Grund des Seins, die transzendente Ursache ist und
somit alles, auch den Gegensatz von Sein und Nicht-Sein, enthält. In
diesem Sinne kann nichts über das Dao ausgesagt werden, weil jede
Definition eine Begrenzung enthält. Das Dao ist aber sowohl unbegrenzte Transzendenz, als auch das dem Kosmos, dem All immanente Prinzip.

Durch das Wirken des Dao wird die Schöpfung durch Zweiheit, das Yin und das Yang, Licht und Schatten, hervorgebracht, aus deren Wandlungen, Bewegungen und Wechselspielen dann die Welt hervorgeht.


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Tempel auf dem Heng-Shan in Hunan


Daoistische Ethik


Die ethische Lehre des Daoismus besagt, die Menschen sollten sich am
Dao orientieren, indem sie den Lauf der Welt beobachten, in welchem sich
das Dao äußert. Dadurch können sie die Gesetzmäßigkeiten und
Erscheinungsformen dieses Weltprinzips kennenlernen. Da das Dao sich im „Ziran“,
dem „Von-selbst-so-Seienden“, der Natur, offenbart, steht es für
Natürlichkeit, Spontaneität und Wandlungsfähigkeit. Der Weise erreicht
dabei die Harmonie mit dem Dao weniger durch Verstand, Willenskraft und bewusstes Handeln, sondern vielmehr auf mystisch-intuitive
Weise, indem er sich dem Lauf der Dinge anpasst. Der Daoismus besagt,
dass es im Kosmos nichts gibt, was fest ist: Alles ist dem Wandel (chin.
易, yì) unterworfen und der Weise verwirklicht das Dao durch Anpassung
an das Wandeln, Werden und Wachsen, welches die phänomenale Welt
ausmacht.

In den Wandlungen der Phänomene verwirklicht jedes Ding und Wesen
spontan seinen eigenen „Weg“, sein eigenes Dao. Es wird als ethisch
richtig erachtet, dieser Spontaneität ihren Lauf zu lassen und nicht
einzugreifen, also Wu wei,
„Nicht-Eingreifen“, „Nicht-Handeln“ oder „Nicht-Erzwingen“ zu
praktizieren. Die Dinge und ihr Verlauf werden als sich selbst ordnend
und sich selbst in ihrer Natur entfaltend und verwirklichend angesehen.
Es erscheint dem Weisen als sinnlos, seine Energie in einem stetigen
Willensakt der Handlung (des Eingreifens in das natürliche Wirken des
Dao) zu verschwenden. Vielmehr sollte das Tun angemessen sein. Durch den
angestrebten reinen und nicht selbstbezogenen Geist soll ein Handeln
möglich werden, das nicht durch eigene Wünsche und Begierden verblendet
wird. Der Mensch soll einfach „geschehen lassen“.

Es wird also als klug angesehen, sich möglichst wenig in das Wirken
des Dao einzumischen oder sich ihm gar entgegenzustemmen. Besser als
durch große Kraftanstrengungen werden Ziele verwirklicht, wenn dafür die
natürlichen, von selbst ablaufenden Vorgänge genutzt werden, die durch
das Dao bestimmt sind. Dieses Prinzip der Handlung ohne Kraftaufwand ist
eben das Wu Wei. Indem der Weise die natürlichen Wandlungsprozesse
mitvollzieht, gelangt er zu einer inneren Leere. Er verwirklicht die
Annahme und Vereinigung von Gegensätzen, denn das Dao, welches das Yin
und Yang hervorbringt, ist die Ursache und Vereinigung dieser beiden.
Somit verwirklicht der Weise im Einklang mit den natürlichen Prozessen
den Dreh- und Angelpunkt der Wandlungsphasen von Yin und Yang, die leere
Mitte der Gegensätze.

Das Daodejing liefert die Weltanschauung, die das Ideal des
daoistischen Weisen blieb: Gleichmut, Rückzug von weltlichen
Angelegenheiten und Relativierung von Wertvorstellungen sowie
Natürlichkeit, Spontaneität und Nicht-Eingreifen.

Nach daoistischer Auffassung führt nur die Übereinstimmung mit dem
Dao zu dauerhaftem und wahrem Glück. Involviertheit in weltliche
Angelegenheiten führt dagegen zu einem Niedergang der wahren Tugend
(De). Es wird somit als ratsam erachtet, Gleichmütigkeit gegenüber
Gütern wie Reichtum und Komfort zu erlangen, und sich vor übermäßigen
Wünschen zu hüten.

Trotz dieser genuin daoistischen Ethik wurden im späteren Daoismus auch ethische Lehren des Konfuzianismus und Buddhismus übernommen. Ge Hong bezieht sich auf konfuzianische Tugenden, die Lingbao-Schule hat vom Buddhismus das universelle Heilsziel übernommen und der Quanzhen-Daoismus hat die ethischen Regeln für Mönche und Nonnen gleichfalls aus dem Buddhismus entlehnt.

Daoismus als Religion



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Daoistischer Priester am Tai Shan


Den Unterschied zwischen philosophischem und religiösem Daoismus, den
dieser Artikel aus pragmatischen Gründen verwendet (s. o.), könnte man
derart fassen, dass der philosophische Daoismus das Ideal des Weisen
hat, der das Dao verwirklicht, indem er eine bestimmte Geisteshaltung
einnimmt, während der religiöse Daoist danach strebt, Erleuchtung zu erlangen und das Dao zu verwirklichen, indem er durch unterschiedliche Methoden wie Meditation (Qigong, Taijiquan), Konzentration, Visualisation, Imagination, Atemtechniken, Alchemie, Ritual und Magie aus Geist und Körper, dem Mikrokosmos, ein Abbild des Makrokosmos erschafft und auf diese Weise eins wird mit dem Universum und dem ihm immanenten Dao.

Das erste gesicherte Datum des Daoismus als Religion ist das Jahr 215 n. Chr., als Cao Cao die Kirche der Himmelsmeister
anerkannte. Der Daoismus weist kein geschlossenes oder einheitliches
System auf, da er sich auf viele heterogene Quellen bezieht.

Viele Schulen des Daoismus strebten nach Unsterblichkeit, sie sind wahrscheinlich aus schamanistischen Techniken und Unsterblichkeitskulten entstanden (s. Fangshi), die während der Han-Zeit
mit der philosophischen Richtung des Daoismus verbunden wurden. Das
höchste Ziel des religiösen Daoismus ist die ewige Glückseligkeit als Xian
(Unsterblicher), wobei Unsterblichkeit nicht zwangsläufig physisch ist,
sondern auch metaphysisch und als nachtodliche Unsterblichkeit zu
verstehen ist.

In allen Schulen des Daoismus streben ihre Anhänger danach, zum Ursprung zurückzukehren. Dies wird in Begriffen daoistischer Mystik
z.B. die Rückkehr zum Einen, zur Perle, die Rückkehr zum Zustand, bevor
es Himmel und Erde gab oder die Erschaffung des kosmischen Embryo
genannt. Diese Rückkehr geschieht, indem der daoistische Adept ein klassifizierendes System benutzt, dessen kosmologische Grundlagen Yin und Yang, die fünf Wandlungsphasen sowie andere numerologische
Koordinaten sind, und sich in den Mittelpunkt des so von ihm
konstruierten Kosmos begibt und einordnet, verbindet, bestimmt und
benennt, um eine Integration zu erreichen und aus der Welt ein
Instrument des Geistes zu machen.

Die daoistischen Götter, auch „Unsterbliche“
genannt, haben oft keine Geschichte, andere gehen auf historische oder
legendäre Personen zurück, die als bedeutend für die Entwicklung von
Land und Volk angesehen werden. Sie stellen aber eher eine Inkarnation
von Funktionen als Individuen oder Götter im westlichen Verständnis dar.
Neben den Göttern, von denen der Adept geheiligt wird, gibt es auch
Götter, über die er befehlen kann. Die Triade der höchsten Gottheiten
stellen die Drei Reinen dar.

Das daoistische Paradies liegt im Kunlun-Gebirge
im Westen, es gibt jedoch auch noch andere Gefilde der Seligkeit, wie
die Penglai-Inseln, auf denen die Wunderpflanze der Unsterblichkeit
wächst. Die Höllenvorstellungen des Daoismus wurden aus dem Buddhismus
übernommen.

Verhältnis zum Buddhismus


Als der Buddhismus
im 2. Jahrhundert nach China kam, wurde er zunächst als eine seltsam
verzerrte Variante des Daoismus wahrgenommen, weil die ersten Übersetzer
von buddhistischen Konzepten Begriffe aus der daoistischen Lehre
verwendeten. Außerdem besagte eine daoistische Legende, dass die
Gründerfigur Laozi nach Westen ausgewandert sei. In China erklärte man
daher einfach, Laozi sei nach Indien gekommen und habe als Buddha
die „Barbaren“ zum Daoismus bekehrt; diese hätten die Lehre aber nicht
vollkommen begriffen, und so sei der Buddhismus entstanden. Durch die
gegenseitige Beeinflussung von Daoismus und Buddhismus entstanden auch
neue Schulen. Ein erfolgreiches Beispiel einer solchen Verschmelzung ist
der Chan-Buddhismus (chinesisch 禪 chán, W.-G. ch'an; Japanisch: 禅 zen; Koreanisch: 선 seon; Vietnamesisch: 禅 „Thiền“). Sein Einfluss war prägend für die chinesische Tang- und Song-Zeit. Er besteht in Japan, Korea, und Vietnam als Zen-Buddhismus
bis heute fort und ist auch in China noch verbreitet. Ein Beispiel für
die Übernahme buddhistischer Ideen ist die daoistische Schule Quanzhen.


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Tor eines Himmelsmeister-Tempels


Die Himmelsmeister


Im 2. Jahrhundert entstand die erste daoistische Organisation, eine Art „Kirche“, als Zhang Daoling (Chang Tao Ling) 142 n. Chr. in Sichuan die Bewegung der Himmelsmeister (tianshi dao) gründete. Zhang Daoling nahm dabei vermutlich Anleihen beim Buddhismus, möglicherweise auch beim monotheistischen Mazdaismus. In der Gruppe, die nach einer Abgabe, die ihre Anhänger zu leisten hatten, auch „Fünf-Scheffel-Reis“-Bewegung (Wudoumi Dao) genannt wird, herrschten messianische und revolutionäre Gedanken vor: die Han-Dynastie sollte gestürzt werden, damit der Himmelsmeister Zhang Daoling regieren und die Endzeit beginnen konnte. In der Geschichte des Daoismus bildeten sich immer wieder auch andere Geheimbünde wie die Gelben Turbane, die Roten-Augenbrauen-Sekte oder die Taiping-Sekte, die häufig auch politische Ziele verfolgten.

Etwa 30 Jahre lang existierte sogar ein Himmelsmeister-Staat, der
durch einen großen Verwaltungsapparat charakterisiert war. Die Bürokratie
spiegelte die Vorstellung vom Himmel wider, der im Glauben der
Himmelsmeister auch bürokratisch gegliedert ist. Bitten und Gebete
wurden in Formularen verfasst und durch Verbrennung an die jeweils
zuständigen Gottheiten geschickt.

In der Himmelsmeister-Bewegung entstand eine ausgeprägte Ethik und ein daoistischer Kultus. Durch die Pflichtbeiträge entwickelten sich die Gemeinden zu ökonomisch bedeutsamen Organisationen. Unter der Nördlichen Wei-Dynastie
(386–534) traten immer mehr Mitglieder der Aristokratie der
Himmelsmeister-Bewegung bei und einer der Wei-Kaiser erklärte den
Daoismus sogar zur Staatsreligion. Auch viele Dichter und Künstler
gehörten ihr an. Ab dem 2. Jh. wurde auch Laozi
nicht mehr nur als alter Weiser gesehen, sondern als Gott verehrt.
Ebenso wurde aus dem abstrakten Begriff des Dao eine personale Gottheit.
Jedoch stellen die Götter des Daoismus eher eine Verkörperung von
Funktionen als individuelle Entitäten dar. Die Ritualgötter sind im
Allgemeinen entweder abstrakte Instanzen oder Verkörperungen von
Naturkräften, zum Beispiel der Erde, der Flüsse, des Regens, der Berge.
Auch der vergöttlichte Laozi stellt eher eine Hypostase
des Dao und des daoistischen Heiligen dar, wie Zhuangzi ihn beschrieb,
weniger eine personale Gottheit, wie sie der westlichen Vorstellung
entspricht.

Quelle: Wikipedia
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BeitragThema: Daoismus erklärt II   Daoismus erklärt EmptyDo Nov 15, 2012 9:32 pm

Entwicklung zur Volksreligion


Schon die daoistischen Philosophen verwendeten bildhafte Geschichten
und alte Volkssagen, um ihre Ideen zu erläutern. Während der Han-Zeit wurde der Daoismus mit älteren kosmologischen, theologischen und anthropologischen Vorstellungen verbunden, deren Spuren sich schon in der Shang-Zeit finden lassen. Diese älteren Vorstellungen stammen wahrscheinlich aus Unsterblichkeitskulten und der schamanistischen Tradition (siehe Fangshi). Auch mehr und mehr volkstümliche Bräuche, Riten und buddhistische Elemente hielten Einzug in die daoistischen Praktiken. Die daoistische Religion wurde polytheistisch und definierte sich durch eine gemeinsame liturgische Tradition. Die Liturgien wurden von Daoshi,
daoistischen Priestern, ausgeführt. Es entstand ein reichhaltiger
Götterhimmel, dessen genaue Ausformung sich von Schule zu Schule
unterscheiden konnte, in dem sich aber drei oberste Gottheiten, die Drei Reinen,
herauskristallisierten: Yuanshi tianzun, der Himmelsehrwürdige des
Uranfangs, Daojun oder Lingbao tianzun, der Herr des Dao als der
Himmelsehrwürdige des magischen Juwels, und Daode tianzun oder Taishang
Laojun, der Himmelsehrwürdige des Dao und des De bzw. der höchste Herr
Lao, welcher der vergöttlichte Laozi ist.

Das liturgische System bildet den formalen Rahmen für unterschiedliche lokale Kulte und das daoistische Pantheon wird bevölkert von kosmischen Gottheiten, Naturgöttern, Dämonen, Geistern, Unsterblichen (Xian) und Vollkommenen (Zhenren).
Sitz des Pantheons sind heilige Berge und Grotten, die ein
mikrokosmisches Abbild des Makrokosmos darstellen, sowie Tempel, Altar
und Körper.


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Zhinan Tempel, Taipeh


Durch die Himmelsmeister-Kirche Zhang Daolings
vollzog sich eine gewisse Vereinigung der verschiedenen daoistischen
Gemeinschaften. Diese starke und breitenwirksame Organisation wurde
während der Sui- und Tang-Dynastie
zu einer echten Volksreligion und religiösen Macht. Die Dynastie der
Tang behauptete, von Laozi abzustammen, und machte seine Verehrung zu
einem offiziellen Kult. Der daoistische Kaiser Xuanzong gründete landesweit daoistische Tempel und hatte eine große Vorliebe für daoistische Rituale. Aus der Ming- und Tangdynastie gibt es auch die meisten daoistischen Schriften. Es war die Blütezeit des Daoismus.

Unter der Song-Dynastie
(960–1279) wurde der Daoismus dann vollständig in die Volkskultur
integriert, u. a. dadurch, dass die lokalen und regionalen
Organisationen durch Kaiser Zhenzong
zu einem Netzwerk offiziell geförderter Tempel zusammengeschlossen
wurden, die auch säkulare Aufgaben wie die Organisation von Märkten und
das Eintreiben der Handelssteuer übernahmen.

Als Chinas letzte Dynastie, die Qing, im Jahre 1644 gegründet wurde, wurde der Daoismus mit Restriktionen und Verboten belegt, da die Qing dem orthodoxen Konfuzianismus nahestanden und die Mandschu Angst vor chinesischem Nationalismus hatten, weshalb sie lokale Organisationen unterdrückten. Im Taiping-Aufstand
1849 wurden dann sämtliche Tempel, sowohl buddhistische als auch
daoistische, zerstört und im Verlauf des 20. Jh. verstärkte sich die
Tendenz immer mehr, die ursprüngliche chinesische Religion zu zerstören.


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Daoistische Gottheit in einem Museum in Texas


Daoistische Praktiken


Im Laufe der Jahrhunderte entstanden in China eine Vielzahl
daoistischer Schulen mit unterschiedlichen Lehrinhalten und Praktiken.
Ein Hauptmerkmal des religiösen Daoismus war jedoch in vielen Schulen
die Suche nach Unsterblichkeit. Viele Praktiken haben ihre Ursprünge in den Praktiken der Fangshi des Altertums. Der daoistische Kanon (Daozang),
der in seiner letztgültigen Fassung 1442 zusammengestellt wurde, gibt
von den unterschiedlichen Praktiken einen Eindruck. Er enthält Tausende
von Werken, und die Texte handeln u. a. von Philosophie, Liturgie, Ritualistik, Magie, Sexualpraktiken, Medizin, Imagination und mythischen Welten, Hagiographien, dem Yijing (I Ging), Alchemie, Moral, Meditationstechniken und Hymnen.

Die ersten Texte, die eine detaillierte Beschreibung der nach innen
gewendeten Meditation gaben, waren die ab dem 4.Jahrhundert n. Chr.
entstandenen der Shangqing-Schule, nämlich das Shangqingjing
(Buch der großen Reinheit). Die Shangqing-Meditationen enthalten
unterschiedliche Elemente: der Adept verkehrt rituell und imaginativ mit
Göttern, rezitiert heilige Texte und visualisiert und durchläuft
komplex strukturierte Elemente und Prozesse der Kosmologie, Mythologie
und Symbolik des Daoismus. Die Visualisationen dieser Schule stellen Reisen in geistige Welten dar, wie sie schon von den Schamanen der Shang-Zeit ausgeführt worden sein sollen. Sie führen in Reiche der irdischen Paradiese,
der Götter, der stellaren Welten, der Bewegungen von Yin und Yang und
der verschiedenen Formen von Qi (Energie). Das Ziel der komplexen
Techniken ist es, durch die Harmonisierung von Geist und Körper zur
ursprünglichen Einheit zurückzukehren. Wiederholt stellen Kenner
daoistischer Praktiken die Behauptung auf, bei diesen Reisen handele es
sich – zumindest bei einigen Adepten – um außerkörperliche Erfahrungen.

Im Streben nach Unsterblichkeit entwickelten Daoisten viele alchemistische Techniken, später dann auch Techniken der Inneren Alchemie. Einer der bedeutenden Vertreter der Alchemie war Ge Hong.
Etwa seit dem 4. Jahrhundert n. Chr. wurde versucht, Elixire oder
Pillen herzustellen, die das Leben verlängern. Dabei spielten Zinnober (Dan), Quecksilber (Gong) und Gold
(Jin) eine besondere Rolle. Durch die Eigenschaften, die sie in
chemischen Reaktionen zeigen, galten sie als Elemente, die die
Unwandelbarkeit in äußerlicher Veränderung (ein zentrales Merkmal des
Dao) verkörpern. Viele, die sich von den Pillen Langlebigkeit
versprachen, starben an Quecksilbervergiftung, was wohl einer der Gründe
dafür war, dass die Alchemie bis zum Ende der Tang-Zeit immer
unpopulärer wurde und verstärkt eine Hinwendung zur inneren Alchemie
stattfand. Durch die alchemistischen Forschungen wurden jedoch auch
andere Gebiete befruchtet, beispielsweise das Schießpulver und
halluzinogene Drogen entdeckt, ebenso wurde die Medizin beeinflusst.[1]

Die Shangqing-Meditationen zeigen bereits eine Hinwendung von der
äußeren zur inneren Alchemie, die sich im 9. Jh. dann vollends
ausbildete. Anstatt Substanzen im Labor zu mischen, wurde der eigene
Körper und Geist als „inneres Labor“ verstanden. Es galt nun, durch
meditative Techniken das uranfängliche Chaos zu strukturieren und durch
Kultivierung von Vitalität (Jing), Energie (Qi) und belebendem Geist
(Shen) die Leere und Einheit zu verwirklichen.

Voraussetzung für diese Praktiken ist die Vorstellung, dass Analogien
zwischen allen Ebenen bestehen, das heißt, dass Kosmos, Erde und Mensch
analog strukturiert sind und sich in allen Details entsprechen.

Eine Schule, die sich durch buddhistische Beeinflussung verstärkt dem liturgischen Ritual zuwandte, war die Lingbao Pai. Eine der Hauptpraktiken, auch des heutigen Daoismus, stellen die daoistischen Rituale dar.

Ein weiterer Abkömmling des Daoismus ist das Feng Shui, welches ursprünglich Geomantie
war, später sich aber darauf bezog, die Umgebung des Menschen nach
bestimmten Prinzipien zu ordnen, um Glück, Erfolg und Harmonie zu
erzeugen.

Daoismus in der Volksrepublik China


Der Daoismus im 20. Jahrhundert zeichnet sich dadurch aus, dass es
keine einheitliche Lehre gibt, sondern eine Vielzahl von Theorien und
Praktiken, darunter auch sektiererische Entwicklungen und unorthodoxe
Bewegungen.

Unter der sozialistischen Diktatur wurden die Religionen Chinas unterdrückt und verfolgt, während der Kulturrevolution wurden viele Klöster und Tempel zerstört, Schriften vernichtet und die Mönche und Nonnen umerzogen
oder getötet. Im Untergrund waren die daoistischen Lehren in China
jedoch immer vorhanden. Mittlerweile besinnt man sich auch in der Volksrepublik
wieder auf das religiöse Erbe sowie auf das daoistische Handlungswissen
in Bezug auf die Heilkunst. Viele Klöster und Tempel wurden wieder
aufgebaut, Ausbildungsstellen für Mönche und Nonnen geschaffen und sogar
einige universitäre Forschungsstellen für Daoismus eingerichtet. Es
gibt um die Jahrtausendwende in der VR China ungefähr 3000 daoistische
Heiligtümer, die von ca. 25.000 Nonnen und Mönchen bewohnt werden. Die
daoistischen Tempel sind teilweise ökonomisch unabhängig, indem sie
Hotels, Restaurants, Teehäuser oder Souvenirgeschäfte und
Kampfkunstschulen betreiben und daoistische Organisationen engagieren
sich in öffentlichen Bereichen wie dem Umweltschutz, Bildung oder
Katastrophenhilfe.

Der Staat hat in der Volksrepublik eine offizielle Version des Daoismus durchgesetzt, die Wohlwollen, Patriotismus und den Dienst an der Öffentlichkeit betont. Die Ausbildung eines Daoisten in der Volksrepublik umfasst daoistische Doktrin, Rituale, Musik, Kalligrafie, Philosophie, Kampfkunst und die englische Sprache. Die „Daoistische Vereinigung Chinas“ wurde 1956 gegründet, 1957 registriert und hat ihren Sitz im Baiyunguan
(Tempel der Weißen Wolken) in Beijing. Entsprechend ihrer Zielsetzung
ist die Vereinigung von der Volksregierung Chinas geführt und hat die
Aufgabe, alle Daoisten des Landes zu vereinigen, das Land und den
Daoismus zu lieben, die Verfassung, Gesetze, Regeln und die Politik des
Landes zu beachten, das Erbe des Daoismus zu pflegen sowie geistliche
Angelegenheiten auszuüben. Viele daoistische Priester sind jedoch nicht
gemeldet und gehören nicht den Regierungsorganisationen an, sodass die
Statistiken widersprüchlich sind. Die wieder aufgebauten Tempel sind gut
besucht und zu einigen Anlässen wie dem Laternenfest
kommen Zehntausende von Pilgern, woraus man schließen kann, dass der
Daoismus auch in der Volksrepublik noch eine große Rolle spielt.

Von dieser starken Einschränkungen unterworfenen Religionsfreiheit
ausgeschlossen sind staatlich nicht zugelassene und damit nicht
kontrollierbare daoistische Gemeinschaften. Sie gelten als Sekten und
häretische Kulte und sind staatlicher Verfolgung ausgesetzt. Yiguan Dao
(Weg des alles durchdringenden Prinzips) oder Huangtian Dao (Weg des
Gelben Himmels) werden besonders stark verfolgt. Während in den 1950er
Jahren Christen überwiegend langjährige Haftstrafen verbüßten, wurden
Yiguan Dao-Anhänger nach ihrer Verhaftung meist hingerichtet. Noch in
den 90er Jahren gab es Verhaftungen von Yiguan Dao-Gläubigen. Der Grund
für die härtere Verfolgung ist geschichtlich bedingt, da gerade Yiguan
Dao mehrfach an revolutionären Bewegungen beteiligt war.

Viele Daoisten flohen nach Taiwan oder Südostasien, wo der
daoistische Kultus nach wie vor blüht. Im heutigen China existieren noch
zwei Hauptlinien der religiösen daoistischen Tradition, der Quanzhen-Daoismus (Schule der vollständigen Wahrheit), auch als neidan,
innere Alchemie, bezeichnet, und der Zhengyi-Daoismus (Schule der
orthodoxen Einheit), welcher direkt auf die Tradition der Himmelsmeister
zurückgeht.

Die Quanzhen-Daoisten leben monastisch und zölibatär
und legen die Hauptpraxis auf Meditation, während die Zhengyi-Daoisten
heiraten dürfen und auch in priesterlichen und magischen Funktionen,
beispielsweise als Ritualpriester bei Tempeln, Familien und
Einzelpersonen, d. h. auch bei Begräbnis- und Hochzeitsriten oder
Exorzismen und Heilungen arbeiten. Der Zhengyi-Daoismus besitzt im
Gegensatz zum Quanzhen, der stark buddhistisch beeinflusst ist, eine
ausgeprägte Ritualistik und magische Praktiken. Die Rituale führen sich
zu einem großen Teil auf die Schule der Lingbao Pai
zurück. In den Tempeln, in die die Zhengyi-Priester eingeladen werden,
werden meistens Lokalgötter verehrt. Viele volkstümliche Elemente sowie
auch teilweise schamanistische Elemente wurden in den heutigen
Zhengyi-Daoismus aufgenommen.

Es werden Rituale zu vielen Anlässen durchgeführt: zum Geburtstag des
Lokalgottes, zur Restauration eines Tempels oder um eine neue
Götterstatue einzuweihen. Ein Ritual kann bis zu neun Tage dauern, und
ist oft verbunden mit Theateraufführungen, Prozessionen und Opfern.
Viele Rituale sind ausgeprägt liturgisch. Das Hauptritual ist eines der
kosmischen Erneuerung und Rückverbindung.

Die monastische Quanzhen-Schule unterscheidet sich vom Zhengyi durch
das zurückgezogene Leben der Adepten in der Meditation und inneren
Alchemie, ohne der Allgemeinheit die Arbeit in einem praktizierten
Ritualservice anzubieten. Innere Alchemie strebt nicht nach Herstellung
eines Stoffes oder physischer Unsterblichkeit, sondern ist eine
Erleuchtungstechnik, eine Methode der Ordnung von Selbst und Welt. Sie
ist eine operative Disziplin, die durch einen schöpferischen Akt zur
Geburt eines neuen Menschen führen soll und die Erhöhung des Geistes
über die Welt anstrebt. Da in der Quanzhen-Schule viele Elemente des
Buddhismus übernommen wurden, besitzt sie einen stark spekulativen
Charakter und die Texte dieser Schule sind durch bestimmte Merkmale
charakterisiert: die geistige und physische Schulung, die Praxis
unterschiedlicher Techniken wie Atemübungen, Visualisationen und innerer
Alchemie, die Übernahme bestimmter Spekulationen des Buddhismus, z. B.
über Wu (Leere) und You (Dasein) und die Methode der Gong'ans (jap. Koan),
die Übernahme konfuzianischer Werte und die systematische Verwendung
des Yijing sowie alchemistischer Techniken in einer metaphorischen,
geistigen Form.

Techniken der Shangqing-Schule werden nach wie vor von Zhengyi und Quanzhen praktiziert.

Daoismus im Abendland


Die Geschichte der Rezeption des Daoismus in der westlichen Welt ist
ungefähr 200 Jahre alt, und vor allem das Daodejing beeinflusste u. a.
Kunst, Literatur, Psychologie und Philosophie.

Die erste Übersetzung des Daodejing ins Lateinische durch einen
Jesuiten stammt aus dem Jahr 1788. Von den 60er Jahren des 19. Jh. bis
Anfang des 20. Jh. erschienen dann größere Mengen an
Laozi-Übersetzungen, die hauptsächlich von Missionaren angefertigt
wurden, sodass es nicht verwunderlich ist, dass die meisten dieser
Übersetzungen tendenziös christlich sind. Auch die im deutschen
Sprachraum bekannteste Übersetzung von Richard Wilhelm kann ihren christlichen Hintergrund nicht leugnen.

Im 19. Jh. wurde dann die Rezeption des Daoismus im Westen stark durch die Theosophische Gesellschaft, die eine Mischung aus indischer Mystik und westlichem Okkultismus propagierte, beeinflusst.

Nach dem Ersten Weltkrieg verstärkte sich das Interesse an östlicher
Weisheit und insbesondere die Pazifisten wandten sich dem Wu wei, dem
Nicht-Handeln zu. So rief beispielsweise der deutsche Dichter Klabund
im Jahr 1919 in seiner Schrift „Hör es Deutschland“ das Volk auf, nach
dem heiligen Geist des Dao zu leben, und in Deutschland brach durch die
Übersetzungen des Zhuangzi und des Laozi durch Richard Wilhelm und durch
Martin Buber eine regelrechte Daoismus-Euphorie aus, die sich unter Literaten und Künstlern verbreitete. So wurden insbesondere Hermann Hesse, Alfred Döblin und Bertolt Brecht durch diese Übersetzungen beeinflusst.

Alfred Döblins Roman „Die drei Sprünge des Wang-Lun“ und Charles Waldemars „Das Kleinod des Lao-Tse“ zeigen zum Beispiel eine starke Annahme daoistischen Gedankengutes, insbesondere des Wu wei, und Hermann Hesses gesamtes Werk ist von östlicher Philosophie durchdrungen. Prominentestes Zeugnis von Bertolt Brechts
intensiver Auseinandersetzung mit dem Daoismus seit etwa 1920 („… der
stimmt mit mir so sehr überein“) ist sein 1938 entstandenes Gedicht Legende von der Entstehung des Buches Taoteking auf dem Weg des Laotse in die Emigration.

Die Rezeption des Daoismus durch die Tiefenpsychologie fällt auch in die Zeit des Zweiten Weltkrieges. Carl Gustav Jung fand in Übersetzungen der daoistischen Werke „Das Geheimnis der goldenen Blüte“ und des älteren „Yi Jing“ durch Richard Wilhelm starke Anregungen zur Entwicklung seiner eigenen psychologischen Theorien und er schrieb zu beiden das Vorwort.

In den 1920er Jahren wurden dann die Ideen des Daoismus von dem damals populären Philosophen Hermann Graf Keyserling aufgenommen und verbreitet, der in den daoistischen Klassikern die tiefsten Aussprüche zur Lebensweisheit fand.

Auch der Philosoph Martin Heidegger wurde durch Übersetzungen daoistischer Texte durch Richard Wilhelm und Martin Buber inspiriert, jedoch auch der Zen-Buddhismus
beeinflusste sein Werk. Heideggers nicht nihilistische Darstellung vom
Nichts als „Fülle“ scheint direkt auf den Daoismus zurückzugehen.

Karl Jaspers, ein anderer Existenzphilosoph des 20. Jahrhunderts schrieb das Werk „Lao-tse/Nagarjuna - zwei asiatische Mystiker“, in dem er sich um das Verständnis des Daoismus bemühte, und auch Ernst Bloch setzte sich mit dem Daoismus auseinander.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Daoismus in der westlichen Welt
auch durch Exil-Chinesen verbreitet, die sich aufgrund der politischen
Zustände in ihrem Heimatland z.B. in den USA aufhielten. Ein prominenter
Vertreter war etwa Gia-Fu Feng, der seit 1947 permanent in den USA lebte und dort den Daoismus zu lehren begann. Insbesondere die Beatniks wie Jack Kerouac oder Alan Watts
waren teilweise stark dadurch beeinflusst: "Gia-Fu was The Real Thing”.
Auch in Europa fand er zahlreiche Anhänger. Über den Zen-Buddhismus
fand der Daoismus weiteren Eingang in die westliche Kultur. Breiten Raum
fand dabei die Darstellung des Daoismus als Ursprung des Zen wie z. B.
in Alan Watts Werk „The Way of Zen“. Diese Ideen fanden später auch in der Hippie-Bewegung
Verbreitung. In den 1970er und 1980er Jahren wurde das Dao als
Heilmittel für die erkrankte westliche Kultur in Europa gesehen. Der
Daoismus wurde trivialisiert und vornehmlich auf die ältere Yin und Yang-Lehre bezogen und breitete sich in dieser Form in der New Age-Bewegung aus.

Nach Fritjof Capras „Das Tao der Physik“ von 1976 erschienen dann größere Mengen an populärdaoistischen und trivialisierenden Werken wie „Das Tao-Kochbuch“ oder „Easy Tao“, wobei Capras Ansatz eine verstärkt oberflächliche Popularisierung des Dao eingeleitet hatte. Peter Sloterdijk reagierte demgemäß in seinem Buch „Eurotaoismus“ spöttisch auf dieses „östliche Philosophie fast food“.

Inzwischen ist der Daoismus durch die Esoterik-Welle
zum integralen Bestandteil der westlichen Kultur geworden und ein
Viertel des Esoterik-Buchhandels wird mit Werken zum Daoismus
bestritten.

Unterschiedliche Transkriptionen


Chines.vereinf.PīnyīnWade-GilesLessing-Othmer
DàoTaoTaoDau
道教道教DàojiàoTao-chiaoTaoismusDauismus
道家道家DàojiāTao-chiaTaoismusDauismus
老子老子LǎozǐLao-tzuLaotseLao-Tse
道德經道德经DàodéjīngTao-te-chingTao-te-kingDaudedsching
莊子庄子ZhuāngzǐChuang-tzuDschuang Dsi
太極太极TàijíT'ai-chiTai Chi
Siehe auch



  • Portal:Daoismus

Nachweise



  1. ↑ Zur ersten historischen Erwähnung des Schießpulvers in dem alchemistischen daoistischen Traktat Zhen yuan miao dao yao lue (真元妙道要略, 9. oder 10. Jhd. n. Chr.) von Zheng Siyuan (鄭思遠) vgl. Wang Ling: Science and Civilisation in China. Vol. 5, Pt. 7: Military Technology: the Gunpowder Epic. Cambridge Univ. Press, Cambridge [u.a.] 1986, S. 112.

Literatur



  • Diverse Übersetzungen des Daodejing


  • Rainald Simon(Hrsg.): Laozi: Daodejing. Das Buch vom Weg und seiner Wirkung. Neuübersetzung. Reclam, Stuttgart 2009. ISBN 978-3-15-010718-8

Nan hua zhen jing (Das wahre Buch vom südlichen Blütenland)

  • Victor H. Mair (übers.): Zhuangzi. Das klassische Buch daoistischer Weisheit. Krüger, Frankfurt am Main 1998, ISBN 3-8105-1259-1.
  • Richard Wilhelm (übers.): Dschuang Dsi. Das wahre Buch vom südlichen Blütenland. München (Diederichs Gelbe Reihe 172) 1969, ISBN 3-89631-421-1 (Orig. 1912).

Weitere Literatur

  • Wolfgang Bauer: Geschichte der chinesischen Philosophie: Konfuzianismus, Daoismus, Buddhismus. München 2001 ISBN 3-406-47157-9
  • Thomas Cleary (Hrsg.): Also sprach Laotse. Die Fortführung des Tao Te King, aufgezeichnet von seinem Schüler Wen-Tzu Barth, Bern 1995, ISBN 3-502-65109-4.
  • Werner Eichhorn: Die Religionen Chinas. In: Christel Matthias Schröder (Hrsg.): Die Religionen der Menschheit. Bd. 21. Stuttgart, Kohlhammer 1973.
  • Hans van Ess: Der Daoismus. Von Laozi bis heute, Beck'sche Reihe. C. H. Beck, München 20121, ISBN 978-3-406-61216-3.
  • Max Kaltenmark: Lao Tzu und der Taoismus. (Originalausgabe: Lao Tseu et le taoisme 1965) Frankfurt am Main 1981 [Ed. Suhrkamp 1055]
  • Livia Kohn (Hrsg.): Daoism Handbook. Leiden 2000, ISBN 90-04-11208-1
  • Livia Kohn: Taoist Meditation and Longevity Techniques. Ann Arbor, Univ. of Michigan, 1989 ISBN 0-89264-085-5
  • Hans Georg Möller: In der Mitte des Kreises. Daoistisches Denken. Frankfurt am Main 2001, ISBN 3-458-34459-4.
  • Florian C. Reiter: Taoismus zur Einführung. 3., ergänzte Aufl., Hamburg 2011, ISBN 978-3-88506-386-5.
  • Isabelle Robinet: Histoire du taoïsme: des origines au XIVe siècle, 1991, éditions du Cerf ISBN 2-204-04251-X Deutsche Übersetzung: Geschichte des Daoismus. Diederichs, München 1995, ISBN 3-424-01298-X.
  • Isabelle Robinet: Méditation taoïste, Albin Michel, 1995 ISBN 2-226-07971-8,
  • Isabelle Robinet: Comprendre le Tao, Albin Michel, coll. «Spiritualités Vivantes», 2002 ISBN 2-226-13369-0.
  • Hubert Schleichert: Klassische chinesischer Philosophie. Eine Einführung. Frankfurt am Main 1990 (Klostermann insbes. Kap. III Daoismus 119-199)
  • Josef Thesing, Thomas Awe (Hrsg.): Dao in China und im Westen. Bonn 1999, ISBN 3-416-02864-3.
  • Alan Watts, Chungliang Al Huang: Der Lauf des Wassers. Die Lebensweisheit des Taoismus. Frankfurt 2003, ISBN 3-458-34639-2
  • Günter Wohlfart: Der Philosophische Daoismus. Edition Chora Verlag, Köln 2001, ISBN 3-934977-05-7.
  • Knut Walf: Westliche Taoismus-Bibliographie. Verlag 'Die Blaue Eule' Essen 2003 ISBN 3-89924-020-0
  • David C. Yu: History of Chinese Daoism. University Press of America, 2000, ISBN 0-7618-1868-5.

Weblinks


[Sie müssen registriert oder eingeloggt sein, um das Bild sehen zu können.] Wiktionary: Daoismus – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
[Sie müssen registriert oder eingeloggt sein, um das Bild sehen zu können.] Commons: Daoismus – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

  • Daoistische Studien: Quellen und Informationen (englisch)
  • 老子 Lǎozǐ 道德經 Dàodéjīng English + German, verbatim + analogous
  • Daniel L. Overmyer: Chinese Religions – The State of Field. Teil 1: The Early Religious Traditions: The Neolithic Period through the Han Dynasty (ca. 4000 B. C. E. to 220 C. E.). The Journal of Asian Studies 54, Nr. 1, Februar 1995 (PDF-Datei; 4,81 MB)
  • Taoist Sects (englisch)
  • Daodejing-Übersetzung und Kolumne mit lebenspraktischen Artikeln (englisch, deutsch, französisch)
  • Chad Hansen: Taoism. In: Edward N. Zalta (Hrsg.): Stanford Encyclopedia of Philosophy
  • Ronnie Littlejohn: Daoist Philosophy in der Internet Encyclopedia of Philosophy (englisch, inklusive Literaturangaben)
  • Informationen zu Taoismus im BAM-Portal
  • Quelle: Wikipedia
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