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 Zum Jahreswechsel und den kommenden Feiertagen

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AutorNachricht
Lucky77

Lucky77


Männlich Anzahl der Beiträge : 856
Ort : Hyperborea

Zum Jahreswechsel und den kommenden Feiertagen Empty
BeitragThema: Zum Jahreswechsel und den kommenden Feiertagen   Zum Jahreswechsel und den kommenden Feiertagen EmptyDo Dez 20, 2012 8:55 pm

Für alle, die sich mit mir nach dem gleichen Kalender richten, geht in Kürze wieder einmal ein Jahr zu Ende.
Das
"Jahr" ist eine willkürlich gewählte Menge von Zeit, mit
willkürlich festgelegten Anfangs- und Endpunkten, über deren
Allgemeingültigkeit jedoch eine fast vollständige, kollektive
Übereinstimmung besteht.

Das ist - ich werde noch daraufzurückkommen - nicht nur gut, sondern sogar schön. Sehr schön.
Jeder,
der zu Beginn eines Jahres schon - und am Ende noch - lebt, hat
in diesem Jahr exakt genau so viel Zeit zur Verfügung wie jeder
andere, auf den die einfache Bedingung des "Erlebens" zutrifft.

Die
Behauptung: "Ich habe keine Zeit", ist also falsch, so sehr der
damit umschriebene Zustand im subjektiven Erleben des Einzelnen
auch zutreffen mag.


Wir haben Zeit.
. Jeder
hat an jedem Tag,in jeder Woche, jedem Monat, jedem Jahr die
gleiche Menge Zeit zur Verfügung. Gleichgültig, ob er sie in
Tagen oder Sekunden misst - oder, ganz ohne Uhr, einfach im
Strom der Zeit schwimmt.

Das
Phänomen, dass Zeit zwar mit Uhren absolut exakt und
gleichmäßig gemessen werden kann, doch keineswegs von jedem
Menschen auch als gleichmäßig verlaufend wahrgenommen wird, will
ich nicht ganz außer Acht lassen, wenngleich es nur ein
Randthema dieser Betrachtung ist.

Dass
Ältere die Zeit als schneller dahineilend wahrnehmen als
Jüngere, dass sich Phasen der Langeweile schier endlos
hinziehen, während die Stunden bei angeregten Gesprächen, bei
unterhaltsamem Spiel, wie im Flug vergehen, während die Zeiger
der Uhr in so genannten Stresssituationen zu rasen scheinen, hat
wohl jeder schon erlebt.

Die
Zeitdehnung, von der Menschen, die lebensbedrohliche
Notsituationen überlebt haben, berichten, von jenen Sekunden
oder Sekundenbruchteilen, in denen sie komplexe Überlegungen
anstellten, schwierige Entscheidungen trafen und die
entsprechenden Handlungen ausführten, zu denen sie in
Normalsituationen sehr viel länger gebraucht hätten, ist ein
Phänomen, dass längst nicht jeder erlebt hat.

Andererseits
- und das ist eine vergleichbare Zeitdehnung - ist es aber auch
so, dass ein erstmals gegangener Weg sehr lang, auch zeitlich
lang erscheint, während er bei jedem neuen Begehen ein wenig
kürzer zu werden scheint, bis seine Länge sich als "bekannt" in
unserem Bewusstsein eingegraben hat.

Und
dann gibt es noch das Phänomen der zwei parallel existierenden
Zeiten, wie wir es beim Singen oder beim Rezitieren eines
Gedichtes erleben können:

Das
Lied, oder das Gedicht, erscheint in unserem Bewusstsein, meist
zeilenweise, manche hören, manche visualieren es, und gibt uns,
während wir die letzten Silben der vorhergehenden Zeile noch
rezitieren, klar und deutlich vor, was als nächstes vorzutragen
ist.

Dieses
Augenblicks-Geschehen im Kopf "fühlt" sich ganz genau so an,
wie das dann Gesprochene oder Gesungene, doch würde man die Zeit
messen, die es tatsächlich braucht, um eine solche Zeile
exakt so in sich zu hören (oder zu lesen) wie sie kurz darauf
gesprochen wird, es käme ein ganz erstaunlich kurzer Wert dabei
heraus, viel weniger als ein Fünftel.

Träume,
die sich im Schlaf über viele Minuten, manchmal Stunden
hinziehen, dauern in Wahrheit nur wenige Sekunden, die Schlaf-
und Traumforscher haben das zweifelsfrei nachgewiesen.

Und Uwe Brosch hat dazu ein wunderschönes kleines Gedicht geschrieben:


Die Uhr und die Zeit
An der Uhr kam die Zeit
zufällig vorbei.
Da prahlte die Uhr,
wie pünktlich sie sei.
Immer genau!
Und immer korrekt!
Das hat den Unmut
der Zeit geweckt.

Sie ließ die Uhr
ganz einfach stehn.
Ganz leicht, so im
Vorübergehn.


(aus: Brosch, Uwe, "Lass Dir den Himmel nicht entsternen", EWK-Verlag, Nov. 2010, ISBN 978-3-938175-62-0 )



Die "gelebte" Zeit ist eben etwas ganz anderes
als die "gemessene" Zeit.


Und
obwohl diese gelebte Zeit für den Einen eine "erlebte" Zeit und
für den Anderen eine "verlebte" Zeit ist, kommt unbarmherzig
am 31.12. eines jeden Jahres neben den vielen öffentlichen
Jahresrückblick auch der Augenblick, an dem man sich fragt:
"Wie
war dieses Jahr, wie lang war es für mich - oder wie kurz,
was habe ich in diesem Jahr geschaffen, was habe ich versäumt,
was habe ich verändert, was habe ich schleifen lassen, war es
ein gutes Jahr, ein durchschnittliches oder gar ein
schlechtes?"


In
diesem Augenblick, so man ihn sich denn gönnt, kann Euphorie
ebenso aufkommen wie Resignation, Freude und Glück ebenso wie
Niedergeschlagenheit, Traurigkeit und Angst. Und das ist
weitgehend unabhängig davon, ob jemand reich, wohlhabend oder
arm ist.

Das
Sprichwort : "Jeder ist seines Glückes eigener Schmied", wird
häufig nur so (und damit falsch) verstanden, dass jeder alleine
für das verantwortlich ist, was er in einem Jahr, in einem
Jahrzehnt, in einem - seinem - Leben erreicht, erschafft und
zusammenrafft.

Dem folgt dann die Aufzählung: "Mein Haus, mein Auto, mein Segelschiff, mein Pferd, mein Aktiendepot ..."
Und
alle diese materiellen Errungenschaften, hat sich der
"Glücksschmied" mit seiner Intelligenz, seinem Können und seinen
Fähigkeiten selbst geschmiedet. Ob er damit glücklicher ist als
sein materiell ärmerer Nächster, ist damit noch nicht geklärt.


Glück ist nun einmal nicht materieller Natur.
Glück ist auch nicht zu verwechseln mit dem Zufall, der jemanden das richtige Los ziehen lässt.
Glück
ist ein sehr starkes, sehr gutes Gefühl, das ausgelöst wird,
wenn ein Ereignis eintritt, dem wir in unserem innersten Wesen
eben dieses Glücksgefühl zuordnen.

Ein Schüler der fürchtet, durchs Abitur zu rauschen, kann bei bestandener Nachprüfung großes Glück empfinden,
ein
anderer Schüler, der einen Notendurchschnitt von 1.0 erhoffte,
kann bitter enttäuscht, traurig, ja unglücklich sein, wenn am
Ende im Zeugnis nur 1,2 steht.


Und
so ist letztlich der seines Glückes Schmied, dessen inneres
Wertesystem ihm ermöglicht, Glücksmomente als solche
wahrzunehmen.

Perfektionisten
und Zyniker, nicht selten in einem Charakter vereint, gehen dem
Glück aus dem Weg. Ihnen ist nichts gut genug, und wo etwas
wirklich gut ist, neigen sie eher dazu, es kleinzureden und in
den Schmutz zu ziehen, als sich daran zu erfreuen.

Karrieresüchtige erklimmen die Leiter, kaum anders als der rennende Hamster im Rad. Immer
fixiert auf den nächsten Aufstieg, nie ist es ihnen schnell
genug, um über eine Stufe glücklich sein zu können, und wenn es
nicht mehr weiter geht, macht sich Verbitterung breit, selbst
wenn die höchstmögliche Stufe in der jeweiligen Organisation
erklommen ist.

Der Vorstand einer Aktiengesellschaft ist eben noch nicht der Vorstand der größten Aktiengesellschaft.
Der Vorstand der größten Aktiengesellschaft ist noch nicht der Bundeskanzler.
Der
Bundeskanzler ist nicht der Präsident der USA - und der ist
zwar Friedensnobelpreisträger, doch immer noch vom Wohlwollen
der Republikaner abhängig.

Selbst
der Papst ist nicht Gott - und könnte an der Gewissheit
verzweifeln, es auch nie werden zu können, wäre er von jenem
Streben besessen, das ihn nur im Erklimmen der nächsten und
übernächsten Stufe - die über-übernächste schon fest im Blick
- die Gewissheit gibt, wertvoll zu sein.



Ein Jahr neigt sich dem Ende zu.
Zeit und Gelegenheit, sich die Frage zu stellen:
"Bin ich ein glücklicher Mensch?"

Es
gibt ein Märchen, in dem ein ein König sterbenskrank wird. Alle
ärztliche Kunst kann ihm nicht helfen. Da erklärt ihm ein
Weiser, er können gesunden, er müsse nur das Hemd eines wahrhaft
Glücklichen tragen. Boten und Späher werden ausgesandt,
um das Hemd eines Glücklichen herbeizuschaffen, doch wer auch
immer gefragt wird, ob er wahrhaft glücklich sei, verneint das
nach mehr oder minder langem Nachdenken. Am Ende findet man im
Wald einen Köhler an seinem Meiler, schwitzend und rußverschmiert
- und entgegen aller Erwartung erklärt der ganz und gar
fröhlich: "Ja, ich bin wahrhaftig glücklich!"

Die Pointe: Der wahrhaft glückliche Köhler besaß kein Hemd.

Die
Pointe zwischen den Zeilen: Dem König hätte es nur gelingen
müssen, selbst glücklich zu sein, so wie es dem Schüler gelungen
ist, der gerade noch sein Abitur geschafft hat, dann hätte er
sein Hemd als das Hemd eines Glücklichen getragen und wäre
- nach der Prophezeiung des Weisen, gesundet.

Wir
wissen, dass viele Krankheiten psychosomatisch sind, ihre
Ursachen also in der Psyche, in der Seele haben, und es gibt
nicht wenige, die letztlich alle Krankheiten auf psychische
Ursachen zurückführen und sogar den Beinbruch beim Skifahren als
eine Äußerung des Unbewussten ansehen, das damit die
Bedürfnisse der Psyche ausdrückt, oder deren Befriedigung - z.B.
das Bedürfnis nach Ruhe, wie es nur mit ein paar Tagen Bettruhe
möglich ist - durch einen Unfall gar erzwingt.

Ich
will nicht behaupten, dass dies so ist, doch räume ich solchen
Zusammenhängen eine gewisse Wahrscheinlichkeit ein, die groß
genug ist, um sie nicht von vornherein auszuschließen.

Die
Hirnforscher wissen inzwischen, dass Entscheidungen, von denen
wir annehmen, wir hätten sie mit dem Verstand getroffen, schon
fix und fertig aus den Tiefen unseres Unbewussten aufsteigen,
während der Verstand nur noch die Aufgabe übernimmt, diesen
Entscheidungen die Argumente PRO und CONTRA so zuzuordnen, dass
wir in der Lage sind, auch eine verstandesgemäße Erklärung für
unsere Entscheidung abzugeben, vor allem auch für uns selbst.

Natürlich
gibt es auch hier weite Spielräume. Je mehr ein Mensch
"Verstandesmensch" ist, desto weniger kommen die Entscheidungen,
die aus dem "Bauch" kommen, auch durch den Filter des
Verstandes, und je mehr ein Mensch ein "Gefühlsmensch" ist, mit
desto fadenscheinigeren Argumenten, die der Verstand dazu
liefert, wird er sich zufrieden geben.

Doch
neben Verstand und Gefühl gibt es noch eine dritte Kategorie,
die unser Handeln und Erleben bestimmt. Ein "Ding", das
unabhängig von Verstand und Gefühl auftritt, nämlich den Willen.

Als
ich vor vielen Jahren - ein paar Wochen nach der Musterung -
dem "Eignungs- und Verwendungstest" unterzogen wurde, weil die
Bundeswehr sich ein Bild davon machen wollte, wo ich am besten
eingesetzt werden könnte, hatte ich das besondere Vergnügen,
nach der Auswertung der vielen schriftlichen Tests zu den
Wenigen zu gehören, die noch eine Privataudienz beim
Truppenpsychologen über sich ergehen lassen mussten.

Mir
ist aus dieser Begegnung eine Frage in Erinnerung geblieben,
und ich stelle sie mir seither in größeren Abständen immer
wieder selbst:

"Welche Rangreihe haben für Sie 'Wille', 'Gefühl' und 'Verstand'?"

Meine damalige Antwort lautete: 1. Verstand, 2. Wille, 3. Gefühl.
Seitdem
hat sich meine Einschätzung immer wieder einmal geändert. Und
jedesmal, wenn ich mir diese Frage ernsthaft stelle, lerne ich
Neues über mich, komme ich zu neuen Erkenntnissen, gelingt es
mir immer präziser zu differenzieren und die jeweilige Rangreihe
zu interpretieren.

Und
- glauben Sie mir - dieser Prozess einer erweiterten
Selbsterkenntnis, ausgehend von einer scheinbar trivialen Frage,
macht glücklich.

Nicht
unbedingt, weil die frisch gewonnene Erkenntnis jedesmal als
positiver Wandel wahrgenommen wird, sondern weil die frisch
gewonnene Erkenntnis neue Möglichkeiten eröffnet, den Dreiklang
aus Gefühl, Verstand und Wille noch harmonischer zu gestalten.

Es
sind doch nicht die Umstände, die uns glücklich machen, es sind
die Möglichkeiten, die wir entdecken, die wir ausprobieren und
ausschöpfen können, es sind die Ziele, die wir uns setzen, es
sind die Gefühle, die wir damit verbinden, es ist der Weg, den
wir gehen, um diesen Wünschen und Zielen näher zu kommen.

Glück liegt nur in uns selbst.
Niemand
und nichts kann uns glücklich machen, wenn wir nicht bereit
sind, glücklich zu sein. Wenn das, was von außen auf uns
zukommt, mit unseren Überzeugungen davon, was uns glücklich
macht, nicht übereinstimmt, werden wir kein Glück erleben,
selbst wenn 99.9 % aller anderen Menschen die gleichen Umstände
und Erlebnisse als Glück empfänden.

Paul
Watzlawick hat in seiner "Anleitung zum Unglücklichsein" in
brillanter Form, teils anektodisch, dargestellt, welche
Mechanismen in "Unglücklichen" wirken.

Ein Beispiel ist tief in mir hängengeblieben.
Ich erzähle es hier frei nach:
Da
will ein Mann ein Bild aufhängen. Er hat eine Wand, an der
das Bild Platz finden könnte, das Bild hat einen Aufhänger,
der Mann hat auch einen Nagel, den er in die Wand schlagen
will, doch er hat keinen Hammer.

Ihm
kommt der Gedanke, er könnte beim Nachbarn klingeln und ihn
bitten, ihm seinen Hammer für ein paar Minuten zu leihen.

Gleich
darauf stellt sich ihm die Frage, ob er den Nachbarn
womöglich bei einer wichtigen, oder auch nur einer unwichtigen
Beschäftigung stören könnte. Er stellt sich die Frage,
während er seine Tür öffnet, ob der Nachbar es nicht überhaupt
als Frechheit auffassen könnten, wenn er ihn um seinen Hammer
bittet. Beim Überqueren des Flures kommt er zur Überzeugung,
der Nachbar würde seine Bitte höchstwahrscheinlich
abschlagen, und als er den Daumen auf den Klingelknopf drückt,
schießt ihm der Gedanke durch den Kopf, dass der Nachbar ihn
wahrscheinlich sogar schadenfreudig auslachen wird.

Der
Nachbar öffnet, grüßt freundlich - und unser Mann brüllt ihm
zutiefst gekränkt entgegen: "Behalt doch Deinen Hammer, du
Depp!", dreht sich um und verschwindet türenknallend in der
eigenen Wohnung.


Seine
in ihm aufsteigende Überzeugung, den Hammer, den er so dringend
gebraucht hätte, um sein Bild aufzuhängen, nicht zu bekommen,
hat ihm die Erfahrung beschert, dass er den Hammer tatsächlich
nicht bekommen hat - und seine ebenso in ihm aufsteigende
Überzeugung, dass der Nachbar ein böswilliger Mensch sei, wird
ihm bei der nächsten Begegnung mit dem verärgerten Nachbarn
die Erfahrung machen lassen, dass der ihm tatsächlich nicht
(weiter) wohlgesonnen ist.

Dies
wird seine Überzeugung bestätigen - und er wird neue
Erfahrungen machen, die dieser Überzeugung entsprechen.

Obwohl
ich Watzlawick schon vor vielen Jahren gelesen habe, bedurfte
es vieler langer geduldiger Gespräche mit einer guten Freundin,
um in mir den Kausalzusammenhang vom Kopf auf die Füße zu
stellen.

Es ist nicht so, dass Erfahrungen zu Überzeugungen führen.
Es ist umgekehrt:
Unsere Überzeugungen bestimmen unsere Erfahrungen.
Danke, Manuela!


Viele
- durch vielfache Erfahrungen verhärtete - Überzeugungen sind
so manifest, dass es kaum möglich ist, sie zu ändern. Der
Versuch, den Punkt zu finden, an dem die Überzeugung in unser
Bewusstsein gelangte, ist um so schwieriger, je mehr
diesbezügliche Erfahrungen wir gemacht haben. Die Psychoanalyse
versucht den langwierigen Weg zu gehen, den Patienten an die -
zumeist - frühkindlichen Erlebnisse, an die Verbote und Gebote
der Eltern, an die Prophezeiungen von Verwandten,
Spielgefährten, Lehrern und Erziehern zurückzuführen und die
Situation noch einmal "durchleben" zu lassen, um zu erkennen,
dass sie für das jetzige Leben, für die heutige Situation keine
Gültigkeit mehr haben.

Die
Anhänger von NLP (Neurolinguistische Programmierung)
unternehmen den Versuch, diesen Vorgang zu verkürzen, in dem sie
ihre "Klienten" auf eine höchst
effiziente Weise so umprogrammieren, dass alte "positive Wahrnehmungsmuster" -
zum Beispiel, das Aussehen, der Geruch, der Geschmack, die
Konsistenz von "fetten Pommes" auf gesündere Lebensmittel,
z.B. auf rohe Karotten, übertragen werden, während die
bisherige "negative Wahrnehmung" roher Karotten auf die "fetten
Pommes" übertragen wird.

Das
ist ein sehr einfaches und auch vollkommen verkürzt
wiedergegebenes Beispiel, doch trägt es das Grundprinzip von NLP
einigermaßen korrekt in sich.

NLP
funktioniert. Jedenfalls bei den meisten. NLP erfüllt - mit
Hilfe des kundigen Programmierers - einerseits klar formulierte
Wünsche des Klienten, sich z.B. das Rauchen abzugewöhnen, indem
die Wahrnehmung der Zigarette und des Rauchens verändert werden.
NLP kann sogar Beziehungsprobleme lösen, indem die gegenseitige
Wahrnehmung der Partner verändert wird, doch NLP verändert eben
nur die Attribute der Wahrnehmung, es greift nicht in die
tiefsten Überzeugungen ein und ist damit nur bedingt geeignet,
wirklich glücklich zu machen.

Wer
Pommes mag, wird auch weiter Pommes mögen, auch wenn er statt
an Pommes an Karotten nagt. Er "verwechselt" fortan nur Karotten
mit Pommes.

Wer
eine Eigenschaft seines Partners missbilligt, wird diese auch
weiterhin missbilligen, auch wenn er sie künftig nicht mehr
erkennt, weil er sie mit den positiven Attributen einer anderen
Eigenschaft besetzt hat und daher nicht mehr wahrnimmt. Er
täuscht seine Sinne, doch er verändert nicht seine
Überzeugungen.


Wenn
Sie nun vor dem Jahreswechsel stehen, Ihre persönliche Bilanz
über das Jahr 2012 ziehen, und zu dem Schluss kommen: "Es war
ein sehr gutes Jahr und ich war glücklich, 2012", dann trugen
Sie offenbar die Überzeugungen in sich, die Sie glückliche
Erfahrungen machen ließen.

Was
aber, wenn es anders aussieht, wenn jemand zu dem Schluss
kommt, 2012 sei kein gutes Jahr gewesen, sogar ein unglückliches
Jahr?

Dann wird dieser Jemand dazu neigen, das Neue Jahr mit guten Vorsätzen zu beladen.
Er wird beschließen, was er alles anders, besser, schneller,
mehr, nachdrücklicher, geduldiger, gewissenhafter tun wird -
und was er im Neuen Jahr unterlassen wird.


Wie heißt es so schön:
"Der Weg zur Hölle ist gepflastert mit guten Vorsätzen".
Die
meisten guten Vorsätze sind spätestens an Dreikönig wieder über
den Haufen geworfen. Sie stellen sich als nicht einhaltbar
heraus - und die Ursache dafür, Sie erraten es, liegt in unseren
Überzeugungen.

So
lange wir unsere Überzeugungen nicht zu ändern verstehen,
werden sich unsere Erfahrungen nicht ändern. Und solange sich
unsere Erfahrungen nicht verändern, werden auch die besten
Vorsätze nicht zu anderen Erfahrungen führen.

Wer
überzeugt ist, nie genug Geld zu haben, und deshalb mit dem
guten Vorsatz: "Ich werde noch mehr arbeiten", ins Neue Jahr
geht, wird den Job, mit dem er wirklich genug Geld verdienen
könnte, nicht finden - er hat ja nun noch weniger Zeit dafür,
und da er sein Bewusstsein per Vorsatz auf "Mehrarbeit"
ausrichtet, wird es ihm vielleicht gelingen, mehr zu arbeiten.
Genug Geld wird er voraussichtlich auch weiterhin nicht haben.

Wer
der Überzeugung ist, ohne Zigaretten könne er sich nicht
richtig konzentrieren, kann mit dem guten Vorsatz, gesünder zu
leben und deshalb das Rauchen aufzugeben ins Neue Jahr gehen, er
wird erfahren, dass seine Konzentration total nachlässt, er
wird vom Gedanken an die Zigarette erfüllt und umgetrieben, bis
er - um seiner Arbeitsfähigkeit willen - rückfällig wird.

Und
so reiht sich Überzeugung an Überzeugung - und die besten
Vorsätze schmelzen im Angesicht dieser tief verwurzelten
Überzeugungen dahin, wie das Eis in der Sonne.


Eine
der mächtigsten Überzeugungen überhaupt, ist die Überzeugung,
keine - oder nicht genug - Zeit zu haben, um glücklich zu sein.

Und da sind wir wieder am Anfang.
Der Köhler und der König haben gleich viel Zeit. 365 Tage pro Jahr, und alle vier Jahre noch einen Tag extra.
Der Köhler hat genug Zeit, um glücklich zu sein, der König offenbar nicht.
Gehen
wir davon aus, dass beide durchschnittlich gleich lang
schlafen, nämlich sieben Stunden pro Tag, gehen wir davon aus,
dass beide gleich lang arbeiten, nämlich 12 Stunden pro Tag, so
bleiben beiden täglich fünf Stunden Freizeit.

Die
Freizeit des Königs ist vermutlich minutiös verplant. Er
"muss"! Er muss sich alledem widmen, was sein ist. Seinen
Hunden, seinen Pferden, seiner Porzellansammlung, seinen
Spieluhren, seiner Mätresse und seinem Sohn, seinem Park, mit
den wunderschönen Wasserspielen, seinem Steinmetz, der ihm die
neuen Statuen für den Park anfertigen soll, seinem Schneider,
der ihm neue Kleider macht, und, und, und ...

Die
fünf Stunden, die ihm neben dem Schlafen und dem Regieren für
sich bleiben, sind randvoll, ja es ist sogar so, dass der König
gar nicht darüber nachdenkt, womit er sich beschäftigen sollte
oder gar möchte, sondern nur noch damit, was er - ohne
allzugroßen Schaden anzurichten - verschieben oder ganz und gar
vernachlässigen könnte ...

Der
Köhler, der nicht einmal ein Hemd besitzt, braucht auch kein
Hemd zu waschen. Sein Meiler qualmt vor sich hin, während er
Muße hat. Er "muss" nicht, er "kann".

Sein
Wald bietet ihm zu jeder Tages- und Nachtzeit ein ewig neues
und ewig gleiches Schauspiel von Werden und Vergehen, er kann in
die Sterne schauen, und deren Lauf erkunden, er kann im Bach
den Forellen zusehen, wie sie sich Fliegen fangen, während die
Köcherfliegenlarven unbehelligt über den Grund wandern. Er kann
in jeder Blüte, jedem Grashalm, jedem Schmetterling ein Wunder
entdecken und solange er einigermaßen satt ist, kann er jeden
Augenblick seiner Freizeit glücklich genießen.

Hinzu
kommt, dass dieser Köhler durchaus auch bei seiner Arbeit
glücklich sein kann. Glücklich, über sein Geschick, den Meiler
zu errichten, glücklich darüber, dass es ihm gelungen ist, den
Meiler zu entzünden, glücklich darüber, dass er immer an der
richtigen Stelle Luftlöcher zu stoßen in der Lage ist, damit die
Glut nicht erlischt, und glücklich über die Ausbeute an
Holzkohle, die er aufgrund seiner Kenntnisse und Erfahrungen
gewinnen konnte. Glücklich, dass die Kaufleute zu ihm kommen und
ihm das, dessen er bedarf, gegen seine Kohle eintauschen.
Glücklich, dass er in der Lage ist, sich selbst zu erhalten und
dabei anderen nützlich zu sein.

Und
weil er glückliche Tage erlebt und glücklich ins Bett geht,
wird er auch glückliche Träume in glücklichen Nächten erleben.
Psychosomatische Krankheiten kennt er nicht - und wenn es
stimmt, dass alle Krankheit ihren Auslöser in der Seele hat,
dann ist er auch gesund.

Er
ist der Überzeugung, dass ihm alles zum Vorteil gereicht, und
er ist glücklich, mit dem, was er hat. Auch mit der Zeit, der
Freizeit, die er manchmal einfach tagträumend verstreichen
lässt.

Das
soll nun aber keinesfalls ein Lob der Armut sein. Es ist nicht
so, dass nur Arme wirklich glücklich sein können.

Es ist das Lob des vollkommenen "In-sich-Ruhens".
Ein
Zustand, den jeder erreichen kann, unabhängig davon, wie reich
oder arm, wie jung oder alt, wie gesund oder krank er ist.


Dieses "In-sich-Ruhen" steht auf drei Säulen:
1. Der Gewissheit, nicht verhungern oder erfrieren zu müssen. 2. Der Gewissheit, mit anderen Menschen in Verbindung zu stehen. 3. Der Gewissheit, keiner unmittelbar bevorstehenden, lebensbedrohenden Gefahr ausgesetzt zu sein.

Stellen Sie sich das ruhig wie einen dreibeinigen Hocker
oder wie ein Kamerastativ vor.

Wo
drei Beine eine gemeinsame Fixierung finden, wo diese drei
Überzeugungen in einem Bewusstsein verwurzelt sind, herrscht
Stabilität.

Einbeinige
Melkschemel fallen in eine beliebige Richtung um, wenn niemand
darauf sitzt, zweibeinige Konstruktionen fallen ebenfalls um,
allerdings nur mehr in zwei mögliche Richtungen, doch ein
Dreibein ist schlicht stabil, es ruht in sich selbst, auch dann,
wenn die Beine ungleich lang, die Überzeugungen also nicht ganz
gleichmäßig stark ausgeprägt sind.

(Möbel
mit vier Beinen fallen üblicherweise auch nicht um - doch, und
das kennen wir alle, sie neigen zum Wackeln.)



Diese
drei Gewissheiten, oder Überzeugungen, stehen unseren
Grundängsten gegenüber und machen sie gegenstandslos.

Und nur wo die Ängste eliminiert sind, kann das Glück Einzug halten.
Ängste
werden eliminiert dadurch, dass man sie sich näher betrachtet.
Das erfordert zunächst den Mut, diejenige Angst zu überwinden,
die uns davon abhält, die konkreteren Ängste näher zu
betrachten: Es könnte ja etwas ganz und gar Fürchterliches zum
Vorschein kommen.

Zudem
erfordert es die Größe, sich einzugestehen, dass es sich auch
bei den eigenen Ängsten letztlich nur um die Folgen von inneren
"Überzeugungen" handelt.




    • "Ich hab doch immer nur Pech ..."
      "Ich bin einfach zu ungeschickt, um einen Nagel einzuschlagen."
      "Niemand liebt mich."
      "Mit diesem Kleid blamiere ich mich."
      "Kaum hustet jemand in meiner Nähe, schon hab ich die Grippe."
      "Es würde mich nicht wundern, wenn ich bald meinen Job verliere."
      "Was, wenn ich eines Tages meine Miete nicht mehr bezahlen kann?"





Und so weiter, und so weiter.

Solche
und ähnliche Gedanken beschäftigen fast jeden von uns - und das
beinahe täglich, wenn auch mit wechselnder Intensität.

Doch
kaum einer beschäftigt sich ernsthaft mit diesen Gedanken, die
von irgendwoher angeflogen kommen, und überprüft sie konsequent
auf ihren Wahrheitsgehalt und auf die Wahrscheinlichkeit des
Eintretens, und schon gar nicht darauf hin, was denn wirklich
die substantiellen Konsequenzen wären. Also bleibt die Angst
groß, weil wir dem "Unbekannten", vor dem wir uns fürchten,
erlauben, so groß und mächtig und gefährlich zu erscheinen, wie
es will.


Unsere
Gesellschaft sorgt, wenn auch nicht großzügig, so doch
ausreichend dafür, dass niemand in Deutschland verhungern,
verdursten oder erfrieren muss. Das ist so selbstverständlich,
dass ich es gar nicht weiter ausführe.

Natürlich
gibt es Horrorgeschichten von Menschen, die einsam in ihrer
Wohnung an Hunger, Durst oder Kälte gestorben sind.

Doch, ganz ehrlich:
"Könnte Ihnen das wirklich auch passieren?
Gibt
es ein einziges reales Indiz dafür, dass das geschehen könnte?
Und falls ja: Welche Möglichkeiten stehen Ihnen jetzt noch
offen, das zu verhindern? Und falls Sie zwar solche
Möglichkeiten sehen, jedoch überzeugt sind, dass die alle für
Sie nicht infrage kommen, dann fragen Sie sich doch, was
ausgerechnet Sie daran hindert, mögliche Hilfe anzunehmen ...

Sie
werden auf eine Überzeugung stoßen, auf etwas, das in Ihnen
steckt, etwas, dem Sie Macht über sich eingeräumt haben. Doch es
ist zugleich etwas, das Sie ganz bewusst ändern, ja sogar von
einer Sekunde auf die andere "abschalten" können.

Ersetzen
Sie die Stimme, die zu Ihnen sagt: "Das kannst Du nicht!",
durch Ihre eigene Stimme, und sagen Sie: "Ich kann - ich
versuche es, ich übe es!"


Stellen
Sie sich vor, wie glücklich Sie sein werden, wenn aus den
ersten zaghaften Versuchen ein wahres Gelingen geworden ist!

Freuen
Sie sich auf das Abenteuer, sich neugierig auf neue Wege zu
begeben, die Sie sich bisher nicht erlaubten, zu gehen!



Wenn
nun also die nächsten 365 Tage anbrechen, und Sie dieses neue
Jahr glücklich durchleben wollen, sollten Sie sich zunächst
daran erinnern, dass alle Menschen, die dieses Jahr durchleben,
genau so viel Zeit haben, wie Sie.

Das ist nicht nur gut, das ist sogar schön. Sehr schön.
(Es
ist vor allem deshalb schön, weil es in dieser wilden,
streitbaren Welt doch viele Dinge gibt, die allgemeiner Konsens
sind, gemeinsame Vereinbarungen, die nicht mehr hinterfragt,
angezweifelt oder bekämpft werden. Ein gutes Zeichen für die
Menschheit, denn das war nicht immer so.)



Vor der Zeit sind wir alle gleich. . Gleicher, als jedes menschliche Gesetz Gleichheit je herzustellen vermöchte.
Was in diesem Jahr auf Sie zukommen wird, ist noch vollkommen offen. Doch
was auch immer 2013 für Sie bringt: Ob es für Sie ein gutes und
glückliches Jahr werden wird, hängt nicht von dem ab, was das
Jahr bringt, sondern von Ihren ganz persönlichen Einstellungen
und Überzeugungen.

Also,
lassen Sie Ihre Ängste weniger an sich heran - und schon können
Sie einen größeren Teil der Zeit des neuen Jahres, von der Sie
genau so viel zur Verfügung haben wie jeder andere, statt mit
"Angst-Haben und Sorgen-Machen" mit Zuversicht und Freude
füllen.


Und überhaupt, was soll die Fixierung auf den Jahreswechsel?
Das sind willkürliche Festlegungen, ich habe eine viel schönere Weisheit gefunden, und die lautet:



Heute ist ein
wichtiger Tag,
denn er ist
der erste Tag
vom Rest
meines Lebens.


(Aus Engl, Chiara , "Sehen - beachten - erkennen", EWK-Verlag, November 2011, ISBN 978-3-938175-70-5)





Und so wünsche ich Ihnen
zu den bevorstehenden Festtagen


  • viel Freude,


zum Jahreswechsel und für jeden neuen Tag Ihres Lebens



  • den Wunsch und die Fähigkeit,
    an Ihren Überzeugungen so zu arbeiten,
    dass Sie Tag für Tag neue, freudige und
    glückliche Erfahrungen machen.



Ganz herzliche Grüße
Ihr Egon W. Kreutzer

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Liebe Grüße
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