Mexiko-Stadt/Berlin
- Seit Jahrzehnten fiebern Apokalyptiker diesem Freitag entgegen:
Manche Menschen glauben, am 21. Dezember 2012 soll etwas
Außerordentliches passieren - sie berufen sich dabei auf den Kalender
des Maya-Volkes.
Wissenschaftler
sagen jedoch, die Idee vom Weltuntergang, die auch Hollywood mit Roland
Emmerichs Film «2012» anregte, beruhe auf einem Missverständnis. Auf den
13. Kalenderzyklus der Maya folge lediglich eine neue Zeitperiode.
Weltweit hindert das Menschen nicht daran, etwas Besonderes zu tun.
Mittelamerikanische
Staaten organisieren an Maya-Stätten Feste. Im Elsass wird für
Ängstliche ein Bunker geöffnet. Das südfranzösische Dorf Bugarach mit
einem sagenumwobenen Berg schottet sich gegen Katastrophenjünger ab, die
dort die Rettung durch Außerirdische erwarten.
Auch in
Deutschland sind Veranstaltungen geplant, etwa in Dresden mit dem
Philosophen Peter Sloterdijk in der Universitäts- und Landesbibliothek,
die eine wertvolle Maya-Handschrift besitzt. Eine Darstellung am Ende
des Dokuments zeigt ein Wasser speiendes Reptil. Apokalyptiker sehen
darin die Ankündigung einer Sintflut.
In zahlreichen
archäologischen Stätten in Südmexiko wird der Abschluss des
Maya-Kalenders gefeiert. Touristen aus aller Welt wollen an den alten
Maya-Pyramiden den Beginn der neuen Ära miterleben. Auch in Guatemala,
Belice, Honduras und El Salvador sind Veranstaltungen geplant, die von
akademischen Seminaren bis Shows und Konzerten reichen. Entgegen
apokalyptischen Voraussagen verstanden die Maya das Ende ihrer Rechnung
als Gelegenheit eines Neuanfangs im folgenden Zyklus ihrer Zeitzählung,
meinen Archäologen.
Kritische
Stimmen der indigenen Bevölkerung sprechen sich gegen die Vereinnahmung
der Maya-Traditionen für politische und wirtschaftliche Zwecke aus. Die
Feiern seien sensationsgierig organisiert worden, erklärte die
guatemaltekische Friedensnobelpreisträgerin Rigoberta Menchú.
Die Verwalter
der mexikanischen Maya-Stätte Chichén Itzá auf der Halbinsel Yucatán
haben zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen getroffen, um die Anlage mit der
berühmten Kukulcán-Stufenpyramide vor dem Touristenansturm zu schützen.
Schon seit 2006 dürfen Besucher nicht mehr auf die Pyramide steigen.
«Schade, sehr
schade, woanders kann man auf die Pyramiden steigen, hier ist alles
geschlossen», klagte ein Tourist aus Stuttgart, der mit seiner Frau
wegen des erwarteten Andrangs schon am Donnerstag nach Chichén Itzá
gereist war, der Nachrichtenagentur dpa. «Und wenn dann die Welt
untergeht, sind wir dabei nicht mehr in erster Reihe.»
Und auch in
Deutschland beschäftigt die Menschen die angeblich bevorstehende
Apokalypse. So berichtete ein Sprecher der Polizei in Essen von mehreren
besorgten Anrufern, die sich in der Nacht zum Freitag nach dem
Weltuntergang erkundigt hätten. Auf die Frage, ob er sie habe beruhigen
können, sagte er nur: «Ich bin nicht sicher.»
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